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Risiko auf Fernreisen Tollwut: Eine Impfung ist nicht genug. Warum Reisende einem gefährlichen Irrtum aufsitzen können

Ein Tourist spielt in Thailand mit einem Affen
Tourist mit Affe: Ärzte warnen vor einem leichtfertigen Umgang mit Tieren in Tollwutgebieten
© Maurizio Delbono / Getty Images
Vor Reisen nach Asien oder Afrika ist sie für viele Touristen ein Muss: die Tollwut-Impfung. Vor Ort sollte man den Kontakt zu Affen, Katzen und Hunden dennoch dringend meiden. Auch wenn gegen Tollwut geimpft wurde.

Sie füttern Äffchen, streicheln sie oder lassen sie auf der Schulter sitzen: Für Fernreisende, beispielsweise in Südostasien, sind die Tiere ein beliebtes Fotomotiv. Doch der Umgang mit Affen, aber auch anderen Wildtieren ist riskant. Sie können durch Bisse, Kratzen oder Belecken von verletzter Haut Tollwut-Erreger übertragen. Neben Asien zählen auch Indien und Afrika als Tollwut-Hochburgen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO sterben allein auf dem afrikanischen Kontinent jedes Jahr rund 21.500 Menschen an der Krankheit. Die Tollwut wird dort in erster Linie von Hunden übertragen.

Doch auch Katzen können die tödlichen Erreger in sich tragen, wie nun der Fall eines britischen Touristen zeigt. Der Mann hatte Urlaub in Marokko gemacht und war dort von einer Katze gebissen worden. Nach Angaben von "Public Health England" erkrankte der Mann an Tollwut und starb. Zwar hatte sich der Urlauber nach dem Biss impfen lassen, aber offenbar nicht schnell genug. Die Viren hatten sich bereits in seinem Körper ausgebreitet.

Bei Verdacht auf Tollwut umgehend zum Arzt - das gilt auch für Geimpfte

Gesundheitsexperten empfehlen daher, den Kontakt zu Tieren in Tollwut-Gebieten oder gefährdeten Ländern zu meiden (Informationen zu der Verbreitung von Tollwut gibt es hier). Hält man sich in einem Risikogebiet auf und wird von einem Tier gebissen, gekratzt oder leckt dieses über verletzte Haut, ist es wichtig, die Wunde sofort mit Wasser und Seife zu reinigen. "Mindestens 15 Minuten", empfiehlt die Ärztin Silja Bühler vom Bernhard-Nocht-Institut in Hamburg. Außerdem rät sie, die Wunde zu desinfizieren.

Im Anschluss ist es wichtig, unverzüglich einen Arzt oder eine Klinik aufzusuchen. Das gilt inbesondere für ungeimpfte Menschen, aber auch für solche, die sich vor der Reise gegen Tollwut haben impfen lassen. Eine Impfung vor Reisen in gefährdete Gebiete ist zwar sinnvoll, reicht als alleiniger Schutz vor der Krankheit aber nicht aus. Selbst bei bestehender Grundimmunisierung muss daher nachgeimpft werden - idealerweise sofort oder binnen weniger Stunden. Mediziner sprechen dann von einer postexpositionellen Immunprophylaxe, kurz PEP.

Nach einem verdächtigen Tierkontakt stehen passive und aktive Impfstoffe zur Verfügung. Der passive Impfstoff enthält schützende Immunglobuline, der aktive Impfstoff abgetötete Viren. Die Schutzwirkung einer fachmännisch durchgeführten, sofortigen PEP nach Tierkontakt liegt bei gesunden Menschen nach Angabe des Robert Koch-Instituts (RKI) bei "nahezu 100 Prozent". 

Tollwut so gut wie immer tödlich

In ländlichen und abgelegenen Gegenden sind die Impfstoffe mitunter schwer zu bekommen. Reisende sollten sich daher bereits vor Abreise darüber informieren, welche Kliniken die nötigen Impfstoffe zur Verfügung haben. Auskunft darüber gibt es bei der Impfberatung oder bei tropenmedizinischen Institutionen

Wurde trotz verdächtigem Tierkontakt keine PEP vorgenommen, etwa aus Unwissen, sollte diese "zum nächstmöglichen Zeitpunkt nachgeholt werden" schreibt das RKI. "Auch noch Wochen nach der Exposition". Die Inkubationszeit könne bis zu mehrere Wochen oder sogar Monate betragen.

Deutschland ist offiziell tollwutfrei

Tollwut-Viren greifen das Nervensystem an und führen zu Lähmungen oder Krämpfen. Betroffene können zunächst unter Kopfschmerzen und Appetitlosigkeit leiden. Die Bissstelle brennt oder juckt. Erkrankte haben erhebliche Angst vor dem Trinken, sind unruhig und leiden unter Schluckstörungen. "Zwischen dem Auftreten der ersten Symptome und dem Tod liegen meist nur wenige Tage", schreibt das RKI. Eine Erkrankung verläuft so gut wie immer tödlich.

Seit dem Jahr 2008 gilt Deutschland offiziell als tollwutfrei. Doch einige in Deutschland beheimatete Fledermaus-Arten können nach wie vor Tollwutviren in sich tragen. Nach Angabe des Naturschutzbundes (Nabu) sind nur einige der 25 heimischen Arten betroffen, vor allem die Breitflügelfledermaus, aber auch Abendsegler, Braunes Langohr und Zwergfledermaus. Die Gefahr, sich als Mensch mit Tollwut einer Fledermaus zu infizieren, sei aber ausgesprochen gering. "Solange man die Tiere nicht anfasst, werden selbst tollwütige Fledermäuse Menschen nicht angreifen."

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01:59 min
ikr
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