Charles Dickens - Der Mann, der Weihnachten erfand - Die AZ-Filmkritik

"Charles Dickens – Der Mann, der Weihnachten erfand" erzählt die Geschichte hinter "A Christmas Carol". Die AZ-Filmkritik.
| Adrian Prechtel
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Dan Stevens als Charles Dickens (r.) mit seinem Vater (Jonathan Pryce), seiner Mutter und Frau vor einem "deutschen Weihnachtsbaum", wie seiner Familie erklärt.
KSM/24 Bilder Dan Stevens als Charles Dickens (r.) mit seinem Vater (Jonathan Pryce), seiner Mutter und Frau vor einem "deutschen Weihnachtsbaum", wie seiner Familie erklärt.

Lieben wir einen Roman, ein Bild oder ein Musikstück, so interessieren wir uns oft für zwei Dinge: für den Künstler und die Frage, wie sein Werk entstanden ist. Charles Dickens wurde nach seinem Waisenjungen-Roman von 1839, "Oliver Twist", vor allem in den hysterischeren USA ein literarischer Popstar.

Und wie bei jeder spannenden Geschichte folgt auf den Erfolg die klassische Schaffenskrise. Aber weil wir hier eine familienfreundliche Vorweihnachtskomödie vor uns haben, kennen wir das Happy End: Denn 1843 erscheint Charles Dickens’ größter kommerzieller Erfolg "A Christmas Carol", womit er "Der Mann, der Weihnachten erfand" wurde.

Persönliche Erlebnisse machen den Künstler

Wie die meisten Künstlerbiografien geht auch der irische Film von Bharat Nalluri von der naheliegenden Idee aus, dass es meist persönliche Erlebnisse sind, die den Künstler zu seinen Werken anregen. Und so erleben wir das recht junge, sympathische Kindskopf-Genie Dickens (Dan Stevens), der sich einen finanziell fordernden Großbürgerhaushalt gönnt und ein Kind nach dem anderen in die Welt setzt.

Wir begegnen seinem Vater, einem liebenswürdigen, kindischen Bankrotteur, der auch dann gleich das literarisch zu verarbeitende Kindheitstrauma für Charles geliefert hat: Schuldhaft, die den kleinen Charles ins Waisenhaus brachte.

Der Film hat zu viele Schwächen

Vor allem aber sind es Figuren aus dem Londoner Straßenleben, die Dickens inspirieren, und der Gag des Films ist, dass all seine Romanfiguren sich ihm als "wankende Gestalten" in seinem Arbeitszimmer nahen, während er – als Running Gag – immer wieder gestört wird durch das Familien-Tohuwabohu im Haus: das Spannungsverhältnis von Kunst und Bürgerlichkeit.

Das alles könnte eine elegante, witzige, turbulente Mischung sein, auch weil die Londoner Gesellschaft und ihr versnobter Dünkel eingebaut sind. Aber der Film hat zu viele Schwächen: alle Figuren sind eindimensionale Karikaturen ohne Seelen und Kanten.

Und alle mögliche Tiefe und Fallhöhe, die aus Dickens schlechtem Gewissen kommt, dass er seine Familie vernachlässigt, oder aller Dreck und alles Elend, die künstlerische Schaffenskrise und selbst die Härte der eigenen Kindheit: All das wird leider zu süßlich verharmlost. Darüber hilft auch die Ausstattungsorgie nicht hinweg, die ein schön kulissenhaftes Postkarten-London zeigt – zwischen Puppenstube und Gothic-Friedhof.


Kino: Mathäser, Monopol (auch OmU), Museum-Lichtspiele (OV), R: Bharat Nalluri (IRL, 104 Min.)

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