Schlusslicht : Mutti, mach Luft
Wir freuen uns immer über fachlich fundierte Eingebungen zu Themen unseres Berichtsgebiets. Diese Woche zum Beispiel aus Anlass der nimmermüden Diesel-Debatte vom Generalsekretär der Fahrverbotsjournalisten und Dorfrichter Fischer. Die haben sich auf die Seite der Freiheitsberauber geschlagen, betrachteten doch die renitenten Verfechter individueller Mobilität Gesundheit als etwas Nachrangiges, was verblendet sei und kriminelle Züge annehme. Wir wollen nicht zu Carlos Ghosn in den Knast, also haben wir nachgedacht. Stimmt. So geht, nein, so fährt es nicht weiter.
Fortschrittlichere Städte wie Paris begreifen den Individualverkehr langsam als Irrweg, höchste Zeit, dass sich Deutschland auch bewegt, also stillsteht. Gut, gerade sind ein paar hunderttausend Franzosen auf der Straße und warnen mit gelben Westen, weil sie ohne Auto auf dem Land abgeschnitten werden, dort Apotheke, Arzt und Boulangerie verschwunden sind, weder Bus noch Bahn fahren, aber, pardon, sie hätten ja nicht dorthin ziehen müssen. Und für das große Ganze kann man nicht auf jede Minderheit Rücksicht nehmen. Liegt Frankreich überhaupt in Paris?
Oldenburg liegt sicher in Deutschland. Und dort offenbart sich die ganze Rücksichtslosigkeit der SUV-Diesel-Spaßherumfahrer. Deni 143 hat sie entlarvt. Deni 143, das ist die Messstation für Stickstoffdioxid am Heiligengeistwall. Am 21. Oktober schlug sie Alarm und meldete den Tageshöchstwert von 54 Mikrogramm NO2 je Kubikmeter Luft, weit über der Grenze von 40. Der 21. Oktober war ein Sonntag. Die Innenstadt wegen eines Marathonlaufs gesperrt. Es fuhr über Stunden kein einziges Auto. Das ist jetzt irgendwie blöd. Aber es naht Erlösung. Die Deutsche Umwelthilfe klagt auch in Oldenburg auf Fahrverbote. Ein geschätzter Kollege sagt in solchen Fällen: Mutti, mach Licht. Aber die hat schon genug damit zu tun, im Merz noch Kanzlerin zu sein.
