Hollands protziges Phänomen: Zwischen Rap und Rasen: Der Höhenflug von „König“ Depay

Dieser Mann sorgt für Aufsehen. Auf und neben dem Platz.

Memphis Depay spielte sich in den letzten Wochen (wieder) einmal in den Vordergrund. Zehn Scorerpunkte (fünf Tore, fünf Vorlagen) in 13 Liga-Partien für Olympique Lyon, zwei Treffer und starke Leistungen für Holland bei seinen vier Nations-League-Auftritten. Als Krönung legte der selbst ernannte König nun abseits des Platzes noch mit einem Rap-Video nach.

„Ich wette, dieser Freestyle geht viral“, preist Hobby-Hiphopper Depay sein neuestes Werk gewohnt bescheiden bei Instagram an. Mit extravaganten Designer-Klamotten und funkelnder Luxus-Uhr setzt sich der 24-Jährige auf einem Balkon in Szene. Einige Sätze rappend, dabei Zigarre paffend – im Hintergrund leuchtet der Eiffelturm im Pariser Nachthimmel: „Der junge König lebt verschwenderisch“.

Der banale Grund für den Gaga-Auftritt: Depay hat die 5-Millionen-Grenze an Instagram-Followern überschritten.

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König der Löwen

Doch für Depay hat es für außergewöhnliche Auftritte noch nie besondere Anlässe gebraucht. Luxus-Outfits, Tattoos am ganzen Körper, viel Blingbling, mehrere Rap-Videos. Dabei steht der „König“ vor allem auf Löwen. Auf seinem Rücken prangt dementsprechend ein riesiges Tattoo, seinen Hund nannte er Simba. In seinem neuen Video lässt er wissen: „Ein Fußballfeld ist wie ein Zoo – Löwen sind alles, was ich kenne.“

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Wayne Rooney, sein ehemaliger Mitspieler bei Manchester United, verriet in der „Times“ einmal, dass er Depay zu einem bescheideneren Auftreten geraten hatte, nachdem der Holländer aus dem Kader geflogen war. Zum nächsten Spiel der United-Reserve soll der Holländer im Rolls Royce, mit Lederjacke und Cowboyhut gekommen sein...

Auch in Lyon gab es schon Ärger für Depay. Beim 2:1-Erfolg in Angers hatte der Offensivstar zunächst auf der Bank Platz nehmen müssen. Nach seiner Einwechslung traf er zum 2:0 – und redete sich anschließend in Rage: „Ich kann es nicht mehr hören, dass ich das Match entschieden habe. Ich fühle mich noch immer nicht wie ein respektierter Spieler. Ich mache das ja jedes Mal, ich bin mental sehr stark. Ich muss die Entscheidung des Trainers akzeptieren. Aber ich bin auch ein wenig enttäuscht. Ich denke, dass ich mehr Respekt verdiene. Ich denke, dass ich mehr verdiene und jedes Spiel spielen sollte.“

Die Reaktion seines Trainer: eine Kabinenpredigt vor versammelter Mannschaft! Laut des französischen Senders „RMC Sport“ schimpfte Lyon-Coach Bruno Genesio: „Ich möchte mich bei Memphis entschuldigen. Ich entschuldige mich für jedes Mal, wenn Du zu spät zum Training gekommen bist. Ich entschuldige mich dafür, dass Du die Schuhe Deines Sponsors trägst anstelle von denen des Klubs, obwohl das bekanntermaßen verboten ist. Ich entschuldige mich für Dein unangemessenes Aufwärmen in Angers, dafür, dass Du zu spät warst und für Deinen Mangel an Einstellung. Memphis, um eine wirklich große Karriere zu haben, wirst Du demütiger sein müssen.“

Der Grat zwischen Genie und Wahnsinn ist bei kaum einem Fußball-Star schmaler als bei ihm.

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Seit seinem Wechsel nach Frankreich liefert Depay zumindest auf dem Spielfeld aber wieder reichlich geniale Momente ab. Schon in der Vorsaison kam er auf 22 Treffer und 17 Vorlagen in allen Pflichtspielen, in der laufenden Spielzeit steht er schon wieder bei insgesamt zwölf Scorerpunkten. So gut lief es für Depay seit 2014/15 nicht mehr. Damals wirbelte er als Jungstar von PSV Eindhoven durch die holländische Eredivisie, wechselte anschließend für 34 Millionen Euro nach Manchester. Den Durchbruch dort schaffte Depay aber nie. Eineinhalb Jahre später – und für 18 Millionen Euro weniger – ließ United ihn Anfang 2017 nach Lyon ziehen.

Welch großes Potenzial in ihm steckt, bekam auch Fußball-Deutschland kürzlich doppelt zu spüren. Bei Lyons 3:3 in Hoffenheim in der Champions League traf Depay – genau wie bei Hollands 3:0 gegen Deutschland in der Nations League. Als „Oranje“ auch Weltmeister Frankreich mit 2:0 besiegte, spielte Depay laut heimischer Presse „phänomenal“. Kurz vor Schluss trat er zum Elfmeter an – und traf per Lupfer zum Endstand.

„Memphis kann einer der besten Spieler der Welt werden“, prognostizierte Landsmann Arjen Robben nach dessen Wechsel zu Manchester United. In der französischen Ligue 1 hat Depay sportlich zumindest wieder zurück in die Erfolgsspur gefunden. Wie geht es jetzt weiter mit dem noch immer erst 24-Jährigen? Ohne vollmundige Ankündigungen kommt natürlich auch sein aktuelles Instagram-Video nicht aus: „Zurück in Lyon werde ich wild sein, sie haben auf meine Hattricks gewartet.“

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