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Boote & Yachten America’s Cup

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Wie eine Wasserspinne: „T5“ ist eine Miniversion der Yachten, die beim 36. America’s Cup vor Neuseeland starten werden Wie eine Wasserspinne: „T5“ ist eine Miniversion der Yachten, die beim 36. America’s Cup vor Neuseeland starten werden
Wie eine Wasserspinne: „T5“ ist eine Miniversion der Yachten, die beim 36. America’s Cup vor Neuseeland starten werden
Quelle: INEOS TEAM UK
Die Briten wollen den America’s Cup mit aller Macht gewinnen. Um dieses Ziel zu erreichen, haben sich der beste Segler des Landes und der reichste Mann des Königreichs zusammengetan.

Der eine ist der beste olympische Segler aller Zeiten, der andere der reichste Mann Großbritanniens. Gemeinsam wollen Ben Ainslie, vierfacher Olympiasieger, und Jim Ratcliffe, Gründer des Chemiekonzerns Ineos, den America’s Cup nach Hause holen. Heim nach England, dorthin, wo 1851 alles begann. Damals unterlag eine Flotte britischer Yachten beim Rennen um die Isle of Wight dem amerikanischen Schoner „America“; nach dem wurde später der wichtigste Pokal der Segelwelt benannt.

Gleich im ersten Anlauf ging die verschnörkelte Silberkanne vor den Augen von Königin Victoria verloren. Großbritannien ist zwar das Mutterland des America’s Cup, hat ihn aber selbst noch nie gewinnen können. Diesen historischen Makel wollen Ainslie und Ratcliffe, die sich beide selbst als „stolze Briten“ bezeichnen, ändern.

„Ich finde es faszinierend, dass das Vereinigte Königreich die Weltmeere über Jahrhunderte beherrscht hat, aber in 167 Jahren nicht imstande war, den Cup zu gewinnen“, erzählt Ratcliffe beim Doppel-Interview mit Ainslie im Royal Yacht Squadron in Cowes auf der Isle of Wight.

Ineos-Chef Jim Ratcliffe bei einem gemeinsamen Segeltörn mit Teamchef Ben Ainslie
Ineos-Chef Jim Ratcliffe bei einem gemeinsamen Segeltörn mit Teamchef Ben Ainslie
Quelle: INEOS TEAM UK

Der Ineos-Chef ist neuerdings alleiniger Sponsor von Team UK, das 2021 mit Ben Ainslie als Skipper den neuseeländischen Verteidigern den America’s Cup abjagen will. Die Mammutaufgabe soll mit einem Budget von 126 Millionen Euro gelingen. Das ist einer der größten Sponsoren-Deals in der Cup-Geschichte.

„Unsere Olympiasegler haben mehr Medaillen als jedes andere Land gewonnen. Wir hatten über Jahrhunderte die weltbeste Marine. Britannia did rule the waves!“ Da sei es, sagt Ratcliffe, „eine ziemlich schlechte Show“, dass England noch nie beim America’s Cup gesiegt habe; das sei doch sogar schon der Schweiz gelungen. Ainslie formuliert es noch härter: „Es ist völlig irre, dass wir den Cup noch nie gewonnen haben.“

Wenn Ainslie von „wir“ spricht, meint er die Briten. Mit seinem früheren amerikanischen Team hat er bereits den America’s Cup gewonnen. 2013 war er der Taktiker für Larry Ellisons siegreiches Oracle Team USA. Nun soll er den Pokal für sein Heimatland holen. 2017 hatte er es bereits vor Bermuda unter britischer Flagge versucht, war aber mit einem zu langsamen Boot bereits im Halbfinale gescheitert. Im zweiten Anlauf will er es besser machen.

Die Chancen der Briten standen nie besser

Die Mannschaft, die Ben Ainslie bei der Siegmission helfen soll, besteht aus handverlesenen Seglern, Designern und Technikern. Ein Großteil hat bereits bei der letzten Auflage der Regatta mit dem britischen Segelstar zusammengearbeitet.

Verstärkt wurde die insgesamt 100-köpfige englische Cup-Nationalmannschaft vor allem auf der Führungsebene und im Designbereich – übrigens keineswegs nur von Briten: Als Teamchef ist der erfahrene Australier Grant Simmer neu an Bord, und die Rolle des Chefdesigners hat der Neuseeländer Nick Holroyd übernommen. Bei der Entwicklung der Yacht wird der Konstrukteur Rolf Vrolijk helfen. Der Niederländer hatte 2003 und 2007 maßgeblich zu den Cup-Erfolgen des Schweizer Teams Alinghi beigetragen.

Einrumpfboote mit Foils: So könnten beim nächsten America's Cup neue Geschwindigkeitsrekorde aufgestellt werden
Einrumpfboote mit Foils: So könnten beim nächsten America's Cup neue Geschwindigkeitsrekorde aufgestellt werden
Quelle: INEOS TEAM UK

Die Chancen für die Briten standen nie besser. Ratcliffes enormes finanzielles Engagement war jedoch an eine Bedingung geknüpft: Er hat darauf bestanden, alleiniger Sponsor zu sein. Joint Ventures machten seiner Meinung nach das Leben komplizierter, und zu viele Sponsorentermine lenkten seinen Skipper Ainslie zu sehr von der eigentlichen Arbeit ab. Der 41-jährige Segler sah das ähnlich und trennte sich von dem bisherigen Titelsponsor Land Rover und allen anderen Unterstützern.

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Dennoch ziert neben Ineos auch der Schriftzug „Projekt Grenadier“ die Kleidung der Teammitglieder und die Rümpfe der Trainingsboote. Dahinter steckt jedoch kein weiterer Geldgeber, sondern eine Leidenschaft Ratcliffes. Der Selfmade-Milliardär ist seit 2017 auch Autobauer. Mit dem „Projekt Grenadier“ will er den Anfang 2016 eingestellten Land Rover Defender wiederbeleben. Schon 2020 sollen die ersten Fahrzeuge vom Band laufen.

Mit 50 Knoten übers Wasser fliegen

Obwohl der britische Industrielle bereits einige Superyachten besessen hat – den America’s Cup hatte er bislang nicht auf dem Radar. Das hat sich jetzt geändert. Mit dem komplexen Regelwerk der Regatta hat er sich inzwischen vertraut gemacht. Zur Tradition des America’s Cups gehört, dass der Gewinner die Regeln für den nächsten Cup festlegen darf. Er bestimmt den Zeitpunkt, das Revier und den Bootstyp.

Team New Zealand, das 2017 vor Bermuda im Finale klar gegen die USA gewonnen hat, hat sich für Einrumpfboote mit ausfahrbaren Tragflächen, sogenannten Foils, entschieden. Die Boote werden sich auf ihren Tragflächen aus dem Wasser erheben und bei minimalem Wasserwiderstand die Grenze von 50 Knoten (92 km/h) Geschwindigkeit brechen. Schon die ersten Animationen der Yachten zeigen eine aufregende Kreation. Die Boote sehen aus wie Kreuzungen aus Raumgleitern und Riesenkraken.

Das Miniatur-Boot ist 8,53 Meter lang, hat damit etwa 40 Prozent der Größe der Original-Yacht, die aktuell vom Designteam in Kooperation mit den Seglern entwickelt wird
Das Miniatur-Boot ist 8,53 Meter lang, hat damit etwa 40 Prozent der Größe der Original-Yacht, die aktuell vom Designteam in Kooperation mit den Seglern entwickelt wird
Quelle: INEOS TEAM UK

Die 36. Auflage steigt im März 2021 vor Auckland. Die Geschosse für die Cup-Schlacht werden rund 21 Meter lang sein und von den Herausforderern erst ab Frühjahr 2019 zu Wasser gelassen und weiterentwickelt. Derzeit trainiert das Ineos Team UK im Solent, der Meerenge zwischen Südengland und der Isle of Wight, noch mit der ersten, nur achteinhalb Meter kleinen Testyacht namens „T5“.

Auch Sponsor Ratcliffe durfte bereits das Steuer übernehmen, dabei ist er gar kein Segler. Gemeinsam mit Skipper Ainslie segelte er dort, wo die Briten 1851 die erste Schlacht um die Silberkanne verloren hatten. „Wir sind gemeinsam geflogen und haben dabei vermutlich jede Regel im Solent gebrochen“, erzählt der 65-Jährige und lacht. „Ben hat dabei aber die Augen zugemacht.“

Infos über die Testyacht

„T5“ nennen die Briten ihre kleinformatige Test-Yacht, über die in ähnlicher Form auch die Konkurrenz verfügt. „T5“ ist eine modifizierte Quant 28, wird nur von zwei Personen gesegelt und dient als Plattform zur Erprobung technischer Lösungen.

Das Miniatur-Boot ist 8,53 Meter lang, hat damit etwa 40 Prozent der Größe der Original-Yacht, die aktuell vom Designteam in Kooperation mit den Seglern entwickelt und voraussichtlich im Frühjahr 2019 zu Wasser gelassen wird. Das knapp 21 Meter lange Geschoss wird im 36. America’s Cup 2021 von einer elfköpfigen Mannschaft gesegelt.

Die nächste Cup-Auflage wird im März 2021 im Hauraki-Golf vor Auckland ausgetragen. Verteidiger ist das Emirates Team New Zealand. Zu den bislang drei Herausforderern zählen das Ineos Team UK, American Magic und die italienische Luna Rossa Challenge von Prada-Patriarch Patrizio Bertelli.

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