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Hamburg Stadtentwicklung

Abriss der City-Höfe? Icomos-Expertinnen widersprechen Senatoren

Die City-Hochhäuser in der Nähe vom Kontorhausviertel: Neugestaltung statt Abriss? Die City-Hochhäuser in der Nähe vom Kontorhausviertel: Neugestaltung statt Abriss?
Die City-Hochhäuser in der Nähe vom Kontorhausviertel werden wohl abgerissen
Quelle: Pressebild.de/Bertold Fabricius
Laut einem Gutachten für die Unesco würden die Pläne der Stadt den besonderen Status von Speicherstadt und Kontorhausviertel nicht gefährden – so stellten es Hamburger Behörden dar. Doch plötzlich gibt es eine Widerrede.

Die Befürworter eines Abrisses der markanten Hochhäuser des City-Hofes am Klosterwall können nun die konkreten Planungen für den seit Jahren umstrittenen Plan fortsetzen: Wie Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt und Kultursenator Carsten Brosda (beide SPD) am Dienstagnachmittag mitteilten, sieht der Bericht der Beratungsmission Icomos im Auftrag der Unesco keine Gefährdung für den Status der beiden Hamburger Welterbe Speicherstadt und Kontorhausviertel, wenn die nahe gelegenen und unter Denkmalschutz stehenden Türme abgerissen werden und einem Neubau Platz machen. Insbesondere die organisierten Denkmalschützer der Stadt, aber auch namhafte Architekten sowie eine Bürgerinitiative hatten sich in den vergangenen Monaten gegen den Abriss der Gebäude, die einst das Bezirksamt Mitte beherbergten und die weiter in städtischer Hand sind, ausgesprochen.

„Keine negativen Auswirkungen zu befürchten“

An die Stelle der Hochhäuser soll ein Neubau des Projektentwicklers Aug. Prien kommen, der neben einem Hotel auch Wohnungen und Handel vorsieht. „Mit der Entscheidung des Welterbezentrums können wir nun zügig die Entwicklung an dieser sensiblen Stelle der Innenstadt fortsetzen“, sagte Stapelfeldt und meinte damit wohl: Der Abriss kann nun baldmöglichst beginnen. Der City-Hof selbst ist nicht Teil des Welterbes, es ging bei der Begutachtung durch zwei Icomos-Expertinnen im vergangenen Sommer um die Auswirkung auf den „universellen Wert“ der Welterbe. Laut dem Bericht seien jedoch „keine negativen Auswirkungen“ zu befürchten.

Icomos sieht falsche Schlussfolgerung der Stadt

Doch nur wenige Stunden, nachdem die Kulturbehörde und die Stadtentwicklungsbehörde eine entsprechende gemeinsame Mitteilung verschickt hatten, meldete sich am Dienstagabend Icomos selbst zu Wort. In einer in englischer Sprache verfassten Mitteilung hieß es deutlich: „Die Schlussfolgerung des ICOMOS-Beratungsberichts ist nicht wie in diesem Bericht vorgeschlagen“. Und weiter: „Soweit uns bekannt ist, hat sich das UNESCO Welterbezentrum nicht zu den Auswirkungen des geplanten Abrisses auf den universellen Wert geäußert, da es sich nicht an der Mission beteiligt hat, sondern lediglich erklärt, dass derzeit keine Pläne bestehen, dieses Projekt dem Welterbekomittee vorzustellen. Diese Vereinbarung an sich bedeutet nicht das Fehlen negativer Auswirkungen, sondern vielmehr, dass das Problem auf nationaler Ebene gelöst werden sollte.“ City-Hof und die gesamte Pufferzone vor dem Welterbe Speicherstadt und Kontorhausviertel würden durchaus den universellen Wert der geschützten Gebäude unterstützen.

Kristina Sassenscheidt, Vorsitzende des privaten Hamburger Denkmalvereins, kritisierte schon zuvor das Prozedere: „Die Vorab-Auskunft des Welterbezentrums begründet sich bislang nur auf einen nicht freigegebenen Entwurf von ICOMOS und zeigt lediglich, dass hier mit allen Mitteln ein Denkmal abgerissen werden soll. Falls die Stadt tatsächlich eine Abrissgenehmigung geben sollte, würde sie damit ihr eigenes Denkmalschutzgesetz brechen und sich unglaubwürdig gegenüber allen privaten Denkmal-Eigentümern machen“, sagte sie WELT.

„Darüber lässt sich nicht streiten“

Auch in einer Mitteilung der Initiative City-Hof e.V., die sich für den Erhalt und die Sanierung der bestehenden Gebäude einsetzt, werden Vorwürfe erhoben: „Über die Frage, ob der Abriss des denkmalgeschützten City-Hofs negative Auswirkungen auf den außergewöhnlichen universellen Wert von Hamburgs Welterbe hätte, lässt sich streiten. Über die Frage, ob die geplante Neubebauung am Klosterwall der Welterbestätte schaden würde, dagegen nicht“, sagte Sprecher Marco Alexander Hosemann. So sei es offensichtlich, dass die geplanten Neubauten den Blick auf das Kontorhausviertel aus Richtung Osten nahezu vollständig verstellen und damit „die visuelle Erlebbarkeit des Welterbes massiv stören“ würden. Die Strategie des Senats sei es nun, schnell Tatsachen zu schaffen.

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