WELTGo!
Journalismus neu erleben und produktiver werden
Ihr Assistent Journalismus neu erleben und produktiver werden
WELTGO! ENTDECKEN
  1. Home
  2. Regionales
  3. Hamburg
  4. City-Höfe: Unesco-Berater fühlen sich von Hamburg falsch verstanden

Hamburg City-Höfe Hamburg

„Senat riskiert eine jahrelange Baulücke mitten in der Stadt“

Die City-Hof-Häuser könnten bald abgerissen werden Die City-Hof-Häuser könnten bald abgerissen werden
Die City-Hof-Häuser könnten bald abgerissen werden
Quelle: pa
Um die Folgen des Abrisses der City-Höfe für den Welterbestatus der Speicherstadt gibt es Streit. Nun stellt sich raus, dass von Unesco-Beratern beanstandete Zitat stammt nicht von Hamburger Behörden.

Neue Verwirrung um den geplanten Abriss der City-Höfe in der Innenstadt: Das vom deutschen Kulturstaatsministerium geförderte International Counsil on Monuments and Sites (Icomos), das die Unesco zum geplanten Abriss der City-Höfe berät, hat am Dienstagabend in einer Pressemitteilung darauf hingewiesen, dass es mit der Pressemitteilung der Hamburger Senatoren für Kultur, Carsten Brosda (SPD), und Stadtentwicklung, Dorothee Stapelfeld (SPD), nicht einverstanden ist, da es sich unvollständig und damit zu einseitig zitiert sieht.

Das beanstandete Zitat stammt jedoch nicht von den Hamburger Senatoren, sondern vom Auswärtigen Amt, das unter Bezugnahme auf den Entwurf eines Icomos-Berichts über die City-Höfe wiederum eine Unesco-Entscheidung kommentiert. Dort heißt es, das Welterbezentrum sei der Auffassung, „dass die Planungen keine negativen Auswirkungen auf den außergewöhnlichen universellen Wert der Stätte selbst haben.“ Zu dieser Auffassung sei das Zentrum „in Kenntnis des Entwurfs des Berichts zur Beratungsmission“ gelangt, der anerkenne, „dass der City-Hof nicht zum Outstanding Universal Value (OUV, ‚außergewöhnlichen universellen Wert‘) der Welterbestätte beiträgt.“

Zwar sei dies richtig, so Icomos, aber da die City-Höfe in der Pufferzone zum Welterbe liegen und diese Lage immer in die Gesamtbetrachtung einfließe, sei ein negativer Einfluss der Planungen auf das Weltkulturerbe nicht auszuschließen. Die Unesco habe das Thema lediglich aktuell nicht auf der Tagesordnung.

Das könne auch bedeuten, dass die Unesco hier der Auffassung sei, dass Probleme zunächst auf nationaler Ebene gelöst werden sollten. Wörtlich hieß es dazu in einem Icomos-Schreiben, das am Dienstagabend verschickt worden war: „Soweit uns bekannt ist, hat sich das Unesco Welterbezentrum nicht zu den Auswirkungen des geplanten Abrisses auf den universellen Wert geäußert, da es sich nicht an der Mission beteiligt hat, sondern lediglich erklärt, dass derzeit keine Pläne bestehen, dieses Projekt dem Welterbekomittee vorzustellen. Diese Vereinbarung an sich bedeutet nicht das Fehlen negativer Auswirkungen, sondern vielmehr, dass das Problem auf nationaler Ebene gelöst werden sollte.“

Initiative City-Hof erhebt Vorwürfe

Insbesondere die organisierten Denkmalschützer der Stadt, aber auch namhafte Architekten sowie eine Bürgerinitiative hatten sich in den vergangenen Monaten gegen den Abriss der Gebäude, die einst das Bezirksamt Mitte beherbergten und die weiter in städtischer Hand sind, ausgesprochen.

An die Stelle der Hochhäuser soll ein Neubau des Projektentwicklers Aug. Prien kommen, der neben einem Hotel auch Büros, Wohnungen und Handel vorsieht. „Mit der Entscheidung des Welterbezentrums können wir nun zügig die Entwicklung an dieser sensiblen Stelle der Innenstadt fortsetzen“, hatte Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) am Dienstag gesagt.

Lesen Sie auch

In einer Mitteilung der Initiative City-Hof e.V., die sich für den Erhalt und die Sanierung der bestehenden Gebäude einsetzt, werden Vorwürfe erhoben: „Über die Frage, ob der Abriss des denkmalgeschützten City-Hofs negative Auswirkungen auf den außergewöhnlichen universellen Wert von Hamburgs Welterbe hätte, lässt sich streiten. Über die Frage, ob die geplante Neubebauung am Klosterwall der Welterbestätte schaden würde, dagegen nicht“, sagte Sprecher Marco Alexander Hosemann. So sei es offensichtlich, dass die geplanten Neubauten den Blick auf das Kontorhausviertel aus Richtung Osten nahezu vollständig verstellen und damit „die visuelle Erlebbarkeit des Welterbes massiv stören“ würden. Auch der private Denkmalverein legte am Mittwoch noch einmal mit seiner Kritik am Vorgehen nach: „Der Senat versucht gerade mit unlauteren Mitteln den City-Hof-Abriss voranzutreiben und beruft sich auf fachliche Einschätzungen, die nicht stattgefunden haben“, sagte die Vorsitzende Kristina Sassenscheidt. Bislang habe es weder von Icomos noch von der Unesco eine Aussage dazu gegeben, ob der geplante Neubau mit dem Welterbe-Status vereinbar wäre. Sassenscheidt: „Der Neubau-Entwurf beeinträchtigt jedoch nach Experteneinschätzungen die Wirkung des Welterbes massiv. Einen Abriss zu forcieren, ohne zu wissen, ob die Neubauplanung überhaupt umgesetzt werden kann, ist verantwortungslos. Mit einer Abrissgenehmigung riskiert der Senat eine jahrelange Baulücke mitten in der Stadt.“

Einen Bericht von Icomos liegt nicht vor

Die FDP forderte den Senat dazu auf, den Unesco-Bericht zugänglich zu machen. „Anscheinend hat der Senat den Bericht nach seinen eigenen Wünschen umgesetzt, um den von Anfang an favorisierten Abriss der City-Hof-Häuser vollziehen zu können. Ich fordere daher den Senat auf, den Bericht der Unesco unverzüglich in seiner Originalfassung offenzulegen, damit die Tricksereien hinter verschlossenen Türen endlich ein Ende haben“, so der stadtentwicklungspolitische Sprecher Jens P. Meyer. Die Kulturbehörde entgegnet darauf, dass es diesen Bericht nicht gibt, sondern nur die veröffentlichte Entscheidung der Unesco, sich mit dem Vorgang nicht weiter befassen zu wollen. Ein vollständiger Bericht von Icomos habe Hamburg bisher nicht erreicht. Für die CDU steht dennoch fest: „Der Senat hat sich blamiert“, so Dietrich Wersich, kulturpolitischer Sprecher der Fraktion. Ein solches Vorgehen sei verantwortungslos, „kindlich und ein Schlag ins Gesicht des Denkmalschutzes! Der Senatsskandal um die City-Höfe nimmt kein Ende.“

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema