WELTGo!
Journalismus neu erleben und produktiver werden
Ihr Assistent Journalismus neu erleben und produktiver werden
WELTGO! ENTDECKEN
  1. Home
  2. Politik
  3. Ausland
  4. Mittelmeer: In Zypern kommen plötzlich mehr Flüchtlinge an

Ausland Neuer Hotspot?

Zahl der Migranten auf Zypern sprunghaft gestiegen

Zahl der Migranten auf Zypern deutlich gestiegen

Die Zahl der Migranten ist auf Zypern zuletzt sprunghaft angestiegen. Jetzt stellt der kleine Inselstaat Forderungen an die Eruopäische Union.

Quelle: WELT / Lukas Axiopoulos

Autoplay
Zypern war für Migranten lange Zeit kein attraktives Ziel. Doch nun ist die Zahl der Einreisen stark gestiegen. Die Regierung gibt auch der Türkei eine Mitschuld – und stellt Forderungen an die EU.

Wird jetzt Zypern zu einem neuen Hotspot für Flüchtlinge? Nach Angaben aus Regierungskreisen ist die Zahl der Migranten in dem Inselstaat mit rund 1,1 Millionen Einwohnern zuletzt sprunghaft gestiegen. „In den vergangenen sechs Monaten verzeichnete Zypern einen beispiellosen und exzessiven Anstieg von Asylsuchenden. Die Zahl der Asylanträge ist gegenüber 2017 um 55 Prozent gestiegen“, sagte Außenminister Nikos Christodoulides WELT.

Dabei sei bereits im Jahr 2017 ein Anstieg von 56 Prozent gegenüber dem Vorjahr registriert worden. „Mit einer Gesamtzahl von 7000 Asylberechtigten und noch einmal der gleichen Zahl an Asylsuchenden übertrifft Zypern deutlich seinen gerechten Anteil“, erklärte Innenminister Konstantinos Petrides mit Blick auf die Verteilung von Flüchtlingen innerhalb der EU.

Die meisten Flüchtlinge sind syrische Staatsbürger, denen man internationalen Schutz gewähren müsse, betonte Zyperns Chefdiplomat Christodoulides.

Exklusiv für Abonnenten
Die Syrerin Baitul al-Hadsch Abdu lernte Türkisch. Sie hat jetzt einen Job. Ihrem Mann gefiel das gar nicht
Flüchtlinge in der Türkei

Zugleich kritisierte er das Nachbarland Türkei. Von dort kämen die meisten Migranten: „In dieser Hinsicht verschärft das Versagen der Türkei, den Verpflichtungen aus dem EU-Türkei-Abkommen nachzukommen, um neue Migrationsströme zu verhindern, die Situation. Hinzu kommt, dass die mit Blick auf Zypern fehlende Umsetzung des Rücknahmeabkommens zwischen der EU und der Türkei uns der Möglichkeit beraubt, Drittstaatsangehörige, die keinen Schutz benötigen, zurückzuschicken.“

Christodoulides forderte die EU-Länder auf, zusammen mit den Partnern in Afrika die Ursachen der Migration stärker anzugehen und die Zusammenarbeit zu vertiefen. „Das war von Beginn der Migrationskrise an die klare Position Zyperns“, sagte er.

Innenminister Petrides erklärte, sein Land stehe zu der Verpflichtung, schutzbedürftigen Menschen aus Konfliktgebieten Asyl zu gewähren: „Zugleich muss man bei einem Land von unserer Größe realistisch sein bei den Aufnahmekapazitäten, aber auch hinsichtlich der Möglichkeiten, die Menschen zu integrieren.“

EU streitet über verpflichtende Quoten

Der Minister forderte deshalb eine faire Verteilung von Flüchtlingen in der EU. „Es ist unbedingt geboten, dass wir uns schnell auf ein ‚Gemeinsames Europäisches Asylsystem‘ einigen, das auf Verantwortung und Solidarität basiert und die EU-Frontstaaten bei der Bewältigung des ungleich ausgeprägten Migrationsdrucks unterstützt, beispielsweise durch eine verpflichtende Verteilung der Menschen.“

Die EU-Kommission hatte in den vergangenen Jahren zahlreiche Vorschläge für ein europäisches Asylsystem vorgelegt. Die Mitgliedstaaten verschleppen allerdings bis heute eine Umsetzung, weil sie sich nicht einigen können.

Größter Streitpunkt ist dabei die Einführung von verpflichtenden Quoten bei der Verteilung von Flüchtlingen, die europäischen Boden erreicht haben. Das Thema wird kommende Woche beim Treffen der EU-Innenminister erneut auf der Tagesordnung stehen.

Anzeige

Viele Syrer, die Zypern erreichen, legen per Boot direkt in Syrien ab oder sie kommen von der nördlichen Küste des Libanon. Reiche syrische Flüchtlinge reisen aber häufig auch per Flugzeug an: Sie fliegen über Istanbul und landen in Ercan auf Nordzypern, das die Türkei seit 1974 besetzt hält.

Neben Syrern sind auch zunehmend Afrikaner, Palästinenser und sogar Libanesen unter den Migranten in Zypern. Im Libanon herrscht eine Wirtschaftskrise, die der Bevölkerung stark zu schaffen macht. Gleichzeitig haben sich Schleusernetzwerke im Libanon immer stärker ausgebreitet.

In der Vergangenheit war Zypern kein attraktives Ziel für Migranten. Die Insel hat keine Landverbindung zu anderen EU-Ländern. Dementsprechend schwer ist es, von dort aus in Richtung Deutschland, Österreich oder Italien weiterzuziehen. EU-Innenkommissar Dimitris Avramopoulos hat Zypern Hilfen zugesagt. Brüssel will Experten, technisches Gerät und Gelder bereitstellen.

Klaut die Türkei Öl vor den Küsten Zyperns?

Wer darf die Öl- und Gas-Vorkommen vor den Küsten Zyperns ausbeuten? Die Lage ist unklar. Die Türkei hat nun ein Ölbohrschiff hingeschickt. es heißt „Fatih“, zu deutsch „Eroberer“.

Quelle: WELT / Kevin Knauer


Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema