Slowenien
Frau General: Sie ist die erste Armeechefin in einem Nato-Land

Rudolf Gruber, Wien
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Erste Armeechefin Sloweniens: Alenka Ermenc.

Erste Armeechefin Sloweniens: Alenka Ermenc.

Darko Bandic

Nicht nur für Slowenien, auch für die Nato ist eine Armeechefin ein Novum: Alenka Ermenc wurde Anfang der Woche von Verteidigungsminister Karl Erjavec zur neuen Generalstabschefin der Slovenska vojska (Slowenische Streitkräfte) ernannt.

Die 55-jährige, in der Hauptstadt Ljubljana geborene Generalmajorin mit militärischem Kurzhaarschnitt hat eine eindrucksvolle Karriere hinter sich. Als 1991 Jugoslawien zerfiel, stand die junge Soziologiestudentin Alenka wie viele ihrer Altersgenossen bereit, die Unabhängigkeit ihres kleinen Heimatlandes zu verteidigen. Sie meldete sich bei der Slowenischen Territorialverteidigung (TO), die sich aus der Jugoslawischen Volksarmee (JNA) gelöst hatte und rund die Hälfte des Waffenarsenals zurückbehielt. Damit verteidigten sich die Slowenen erfolgreich im berühmten Zehn-Tage-Krieg gegen die Luftangriffe und die Panzereinheiten der serbisch dominierten JNA.

Aus der TO ging später die slowenische Armee hervor. Alenka Ermenc entschloss sich zu einer Offizierskarriere und wurde in London am Royal College of Defence Studies und am King’s College ausgebildet, wo sie 2009 ihren Masterabschluss machte. Ermenc brachte es als erste Frau Sloweniens zu einem Generalsrang.

Als neue Generalstabschefin befehligt sie eine der kleinsten Nato-Armeen: Slowenien stellt derzeit 7500 aktive Soldaten sowie Reservisten in etwa gleicher Zahl. Beim Nato-Beitritt 2004 standen noch 40 000 Soldaten unter Waffen. Derzeit beträgt das jährliche Verteidigungsbudget rund 700 Millionen Euro. Mit dem Nato-Beitritt 2004 ist auch die strategische Bedeutung einer kleinen Armee gestiegen: Ermenc repräsentiert militärisch ein Land, das zwischen Westeuropa und dem Balkan die Rolle eines Bindeglieds einnimmt und über Top-Experten über das ehemalige Jugoslawien verfügt.

Mit seinen südlichen Nachbarn unterhält Slowenien grundsätzlich gute Beziehungen, eine Ausnahme ist der schwierige Nato-Nachbar Kroatien, mit dem es seit dem Zerfall Jugoslawiens einen Grenzstreit um die Bucht von Piran im Norden Istriens ausficht. Vielleicht gelingt es der Armeechefin eher, die verfahrene Lage zu entspannen.