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Reise Souvenir-Kolumne

Der textile Traum kaukasischer Revolverhelden

Auch eine Art, Geschichte zu illustrieren: Der traditionelle Mantel der Georgier hat auf der Brust Taschen für Patronen. Als Tourist interessiert man sich besser für die entmilitarisierte Version.
Die Tschocha hat sich aus einer Uniformjacke entwickelt Die Tschocha hat sich aus einer Uniformjacke entwickelt
Die Tschocha hat sich aus einer Uniformjacke entwickelt
Quelle: Katharina Koppenwallner

Es gibt nur wenige traditionelle Kleidungsstücke, die so unverhohlen kriegerische Absichten demonstrieren, wie die kaukasische Tschocha, der traditionelle Mantel der Georgier. Rechts und links auf Brusthöhe sind, voller Stolz und für alle gut sichtbar, lange Reihen mit Patronentaschen als Dekoration angebracht.

Im besten Fall sind die Patronentaschen so aufgenäht, dass sie den Oberkörper ihres Trägers vorteilhaft definieren und das Ganze nach sehr viel Brustmuskeln aussieht. Dieser Traum eines jeden Revolverhelden wurde lange im gesamten Kaukasus getragen.

Eigentlich hat das Gewand einen Frauenschnitt, es ist in Taille und Hüfte eng geschnitten und springt nach unten glockenförmig auf. Das nennt man A-Linie. Die Patronentaschen können unscheinbar und klein sein, es gibt aber auch sehr auffällige und prunkvolle Modelle.

Es gibt in Vorderasien, je nach Ethnie und Region, viele verschiedene Arten von Tschochas, aber nur die kaukasischen haben die Patronentaschen auf der Brust. Der Mantel hat sich, oh Wunder, aus Militäruniformen entwickelt. Vor allem die Soldaten der Kavallerie waren auf Patronen angewiesen, die sie schnell greifen konnten, zum Nachladen ihrer Waffen. Da lag es nahe, sich die Patronen gleich an die Brust zu heften.

Komplett mit Hut und Stiefeln

Vielleicht ist so ein Mantel die logische Konsequenz für ein Gebiet, in dem unterschiedliche Kulturen seit je aufeinanderprasseln wie brennende Funken am Lagerfeuer. Sich zu verteidigen steht auch heute ganz oben auf der Liste des nationalen Verständnisses, schließlich ballen sich im Kaukasus unterschiedlichste Völker aus unterschiedlichsten Regionen, von Abchasien und Karatschai-Tscherkessien über Nord- und Süd-Ossetien bis Tschetschenien.

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Die Tschocha existiert seit dem 9. Jahrhundert, in ihrer heutigen Form natürlich erst seit dem Gebrauch von Feuerwaffen. Leider gibt es nur wenig Wissen über das georgische Nationalkostüm. Während es in den Jahren der Sowjetherrschaft so gut wie verschwunden war, wird es heute wieder gern zu Hochzeiten und anderen offiziellen Anlässen getragen, als Symbol des Nationalstolzes der Georgier. Es gibt die Tschocha in Schwarz, Weiß, Blau, Grau, Rot und Braun. Die Farbe richtet sich nach dem Alter ihres Trägers. Zum kompletten Outfit gehören schicke Stiefel, Persianerhut, silberner Gürtel und Schwert.

Auch T-Shirts gibt es in dem Look
Auch T-Shirts gibt es in dem Look
Quelle: Katharina Koppenwallner

Der Begriff Tschocha oder Chokha kommt aus dem Persischen und bedeutet „aus Stoff gemacht“, von Russen und Ukrainern wird er Cherkeska genannt, was auf seine Herkunft aus dem Kaukasus (Tscherkessien) verweist. In Georgien hieß der Mantel ursprünglich Talavari. Und um das Ganze noch komplizierter zu machen: Auch bei den Kosaken, genauer gesagt bei den Kaukasus-, Kuban- und Terek-Kosaken, gehört die Tschocha mit Patronenband zum Nationalkostüm. Der Name Kosak stammt aus den Turksprachen und bedeutet „freier Krieger“.

Wenn Sie sich in Georgien eine Tschocha kaufen möchten, ist der Sonntagsflohmarkt in Tiflis zu empfehlen. In der Hauptstadt führt ansonsten das Geschäft „Samoseli Pirveli“ hochwertige, moderne Tschochas. Die Frage ist allerdings, wann sie so einen Mantel anziehen wollen. Besser als Souvenir geeignet ist vielleicht ein T-Shirt, auf das die Umrisse einer Tschocha mit Patronentaschen gedruckt sind, sozusagen die entmilitarisierte Fassung. Eine Hose oder Jacke mit Camouflage-Muster sollten Sie aber nicht dazu tragen – man muss es ja nicht übertreiben.

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