Nach dem militärischen Zwischenfall vor der Halbinsel Krim hat der Kommandeur der ukrainischen Marine die Sperrung des Bosporus für russische Schiffe gefordert. „In Verbindung damit und gemäß den Normen des Meerengenvertrags werden wir die Türkische Republik um die Schließung des Bosporus bitten“, sagte Adimral Igor Worontschenko am Donnerstag in Kiew, wie die staatliche Nachrichtenagentur Ukrinform meldete.
Die Russen sollten spüren, was es heiße, gegen internationales Recht zu verstoßen, sagte er.
Der seit Jahren schwelende Konflikt um die 2014 von Russland annektierte Krim war am Sonntag in der Meerenge von Kertsch eskaliert. Russland verwehrte mit einem Frachtschiff drei ukrainischen Marinebooten die Einfahrt ins Asowsche Meer. Russische Grenzschutzboote beschossen die ukrainischen Schiffe und verletzten mehrere Matrosen. Dann beschlagnahmten sie die Boote und brachten sie nach Kertsch.
Die Türkei hat die Hoheit über die Meerengen Bosporus und Dardanellen, die das Mittelmeer und das Schwarze Meer verbinden. Handelsschiffe aller Länder haben in Friedenszeiten freie Durchfahrt. Für Marineschiffe gibt es Beschränkungen, die in Kriegszeiten noch verstärkt werden. Russland befindet sich aber offiziell nicht im Krieg mit der Ukraine. Eine Reaktion aus Ankara auf die Forderung gab es zunächst nicht.
Poroschenko fordert Nato-Eingreifen
Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko sagte der „Bild“-Zeitung vom Donnerstag, Kiew hoffe darauf, „dass in der Nato jetzt Staaten bereit sind, Marineschiffe ins Asowsche Meer zu verlegen, um der Ukraine beizustehen und für Sicherheit zu sorgen.“
Nach Angaben von Nato-Sprecherin Oana Lungescu werden die Nato-Außenminister über Poroschenkos Forderung reden, sie äußerte sich aber zurückhaltend: „Es gibt bereits eine starke Präsenz der Nato im Schwarzen Meer.“ Seit der „illegalen Annexion der Krim durch Russland 2014“ habe die Nato ihre Präsenz stark ausgebaut. In diesem Jahr seien schon an 120 Tagen Nato-Schiffe im Schwarzen Meer gewesen, im Vergleich zu 80 Tagen im Jahr 2017.
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hatte der Ukraine am Montag die Unterstützung der Militärallianz im Konflikt mit Russland zugesagt. Russland müsse „begreifen, dass seine Handlungen Konsequenzen haben“, sagte Stoltenberg nach einem Treffen der Nato-Ukraine-Kommission und einem Telefonat mit Poroschenko. Konkrete Maßnahmen nannte er aber nicht.
Russland wieß den ukrainischen Vorwurf einer Seeblockade des Asowschen Meeres zurück. Der Schiffsverkehr durch die von Russland kontrollierte Straße von Kertsch laufe normal, ihm seien derartige Probleme nicht bekannt, sagt der Sprecher des russischen Präsidialamtes, Dmitri Peskow. Manchmal komme es jedoch wegen schlechten Wetters zu Verzögerungen.