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Brandkatastrophe in Pakistan Kik-Chef verteidigt Produktion in umstrittenen Ländern

Beim Brand in einer Kik-Fabrik in Pakistan starben 2012 mehr als 250 Mitarbeiter. Eine Entscheidung in dem Prozess wurde vertagt. Unterdessen sagte der Konzernchef, er wolle sich nicht aus dem Land zurückziehen.
Blick auf die Textilfabrik in Karachi (Pakistan)

Blick auf die Textilfabrik in Karachi (Pakistan)

Foto: Rehan Khan/ dpa

Der Chef des Textildiscounters Kik, Patrick Zahn, hat die Warenproduktion in Ländern mit umstrittenen Produktionsbedingungen verteidigt. "Sich aus Ländern wie Bangladesch zurückzuziehen ist keine Option. Dazu stehe ich. Damit wäre den Menschen in diesen Ländern überhaupt nicht geholfen", sagte er dem "Handelsblatt".

Zahn betonte, der Handel habe die Möglichkeit, in vielen kleinen Schritten die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten zu verbessern. Dies habe nicht zuletzt der "Bangladesh Accord", ein von großen internationalen Handelskonzernen unterstütztes Abkommen über Brand- und Gebäudesicherheit in der Textilindustrie des Landes, bewiesen. Es war nach dem verheerenden Unglück in der Fabrik Rana Plaza ins Leben gerufen worden. Seit es dieses Abkommen gebe, habe es in Bangladesch kein größeres Unglück in der Textilindustrie gegeben.

Kik sieht sich derzeit mit Vorwürfen konfrontiert, mitverantwortlich für mangelhafte Brandschutzvorkehrungen in einer pakistanischen Fabrik zu sein. Dort waren vor rund sechs Jahren bei einem Brandanschlag der pakistanischen Schutzgeldmafia mehr als 250 Menschen ums Leben gekommen.

Entscheidung im Schmerzensgeldprozess erst am 10. Januar

Das Unternehmen weist die Vorwürfe zurück. Zahn erklärte, an Kik solle ein Exempel statuiert werden, um Aufmerksamkeit auf das Problem der Haftung bei der Auftragsvergabe ins Ausland zu schaffen. Doch eigne sich das Unglück überhaupt nicht als Präzedenzfall. "Es war kriminelle Brandstiftung. Hier ging es nicht um eine Verletzung von unternehmerischen Sorgfaltspflichten", betonte der Manager.

Im Schmerzensgeldprozess gegen die deutsche Textilfirma - so wurde am Donnerstag bekannt - fällt erst im kommenden Jahr eine Entscheidung: Das Landgericht Dortmund will am 10. Januar verkünden, ob die von den vier Klägern geltend gemachten Ansprüche nach dem Brand verjährt sind. Ein vom Gericht beauftragter Gutachter war zu dem Schluss gekommen, die Klagen müssten wegen Verjährung zwingend abgewiesen werden.

In dem Zivilverfahren verlangen vier Betroffene des Großbrandes bei dem Kik-Lieferanten in Pakistan Schmerzensgeld von dem deutschen Unternehmen in Höhe von jeweils 30.000 Euro.

bam/dpa