Kanzler-Airbus hatte Elektronik-Schaden – „Verteilerbox“ kaputt : So kam es zu Merkels Flug-Desaster

Regierungsflieger musste umkehren ++ Landung in Köln ++ Kanzlerin saß 70 Minuten im Flieger fest ++ Merkel verpasst Gipfel-Auftakt in Buenos Aires ++ Luftwaffe: alles unter Kontrolle gehabt, keine Sabotage ++ Delegation aus Madrid gestartet

Quelle: Reuters
Von: MIRIAM HOLLSTEIN (Z. ZT. BONN), WOLFGANG EMRICH, TIM SPECKS, CHRISTIAN KNIEPS (FOTOS) UND MARIO JÜNGLING (FOTOS)

Eigentlich wollte Kanzlerin Angela Merkel (64, CDU) längst auf dem Weg zum G20-Gipfel in Argentinien sein. Doch dann musste der Regierungsflieger „Konrad Adenauer“ (Airbus 340) am Donnerstagabend umkehren. Flugabbruch wegen einer defekten Verteilerbox!

Merkel und ihr Tross landeten außerplanmäßig auf dem Flughafen Köln/Bonn und übernachteten anschließend in der ehemaligen Bundeshauptstadt.

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Nach etwa drei Stunden Schlaf im Bonner Maritim (410 Zimmer, u.a. Panorama- und Luxus-Suiten) hat die Kanzlerin das Hotel um kurz vor 5 Uhr am Freitagmorgen wieder verlassen. Sie wirkte zerknirscht, machte sich ohne Frühstück auf den Weg zum Airport.

► Nachdem die 18-köpfige Delegation am Morgen mit einem anderen Flugzeug der Flugbereitschaft sicher in Madrid gelandet war, startete Merkel gegen 9:00 Uhr an Bord einer Linienmaschine der Fluggesellschaft „Iberia“ in Richtung Buenos Aires. Die mitreisenden Journalisten blieben in Bonn zurück.

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Merkels geplante Landung in der argentinischen Hauptstadt: zwischen 17 und 18 Uhr. Geplant ist laut Bundesregierung, dass sie zum gemeinsamen Abendessen der Staats- und Regierungschefs eintrifft.

Trotzdem wird die Kanzlerin den Auftakt des G20-Gipfels verpassen.

Das Protokoll des Flug-Debakels

Auf dem Weg von Berlin zum G20-Gipfel in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires musste der A340-300 der Luftwaffe mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und Vize-Kanzler Olaf Scholz über der Nordsee umdrehen und in Köln/Bonn zwischenlanden.

Der Grund: ein Defekt der Verteilerbox! Die Funkanlage fiel aus, auch Treibstoff konnte nicht mehr abgelassen werden, teilte Luftwaffen-Kommandeur Oberst Guido Henrich mit. Der Weiterflug über den Atlantik wäre zu gefährlich gewesen, so der Kapitän. Gefahr habe aber keine bestanden, es sei alles unter Kontrolle gewesen.

Kanzlerin Merkel auf dem Weg zum G20-Treffen: Airbus-Jet fällt aus – Karte Flugroute

Unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtete die „Rheinische Post“, dass der Fall auch „kriminalistisch“ aufgearbeitet werde.

Ein Luftwaffensprecher dementierte diesen Bericht umgehend: „Es gibt überhaupt keinen Hinweis auf einen kriminellen Hintergrund“. Die Panne sei nach bisherigen Erkenntnissen nicht auf Sabotage zurückzuführen.

Ernste Worte der Stewardess: „Es ist wichtig“

Der Merkel-Flieger war am Donnerstag gegen 19 Uhr in Berlin-Tegel gestartet.

Um kurz vor 20 Uhr kam eine Stewardess in den Besprechungsraum, wo Angela Merkel sich gerade aufhielt. Ihre Worte an die Kanzlerin: „Es ist wichtig.“

Um 20.30 Uhr informierte der Flugkapitän die Passagiere über den Abbruch der Reise, drehte über der holländischen Nordseeküste um, gegen 21 Uhr landete die Maschine in Köln.

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Auf dem Flughafen Köln-Bonn erwarteten mehrere Feuerlösch-Fahrzeuge Merkels Flugzeug. Die Maschine hatte eine harte Landung, da beim Flug nach Köln zu wenig Treibstoff abgelassen werden konnte.

Nach der Landung wurden die Bremsen des Flugzeugs geprüft, da diese wegen des hohen Landegewichts nach Auskunft des Flugkapitäns stark beansprucht wurden. Merkel und alle anderen Passagiere durften in dieser Zeit die Maschine nicht verlassen, saßen mehr als 70 Minuten in der Maschine fest.

Merkel bezeichnete die Panne noch in der Nacht so: „Ich kann nach den Ereignissen sagen, dass es eine ernsthafte Störung war“. Glücklicherweise sei eine „exzellente Crew“ an Bord gewesen. Die Kanzlerin weiter:: „Da war der erfahrendeste Kapitän der Flugbereitschaft“.

Merkel muss in Bonn übernachten

Wäre der Regierungsflieger statt in Köln in Frankfurt gelandet, hätten Merkel & Co noch den Lufthansa-Flug 510 nach Buenos Aires bekommen. Statt dessen übernachtet die Kanzlerin nun mit Delegation und ihren Journalisten in einem Bonner Vier-Sterne-Hotel.

Freitagfrüh wird sie dann mit Vize-Kanzler Scholz (SPD) und einem sehr kleinem Teil der Delegation in die spanische Hauptstadt Madrid reisen, von dort per Linienflug weiter nach Buenos Aires. Alles weitere wie etwa das Nachholen bilateraler Treffen werde dann dort geklärt, erklärte Regierungssprecher Steffen Seibert.

Merkel wollte in Buenos Aires u.a. mit US-Präsident Donald Trump (72) und mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin (66) zu Gesprächen zusammenkommen.

Seibert sagte weiter, man hätte am Freitag mit einem Ersatzflugzeug der Flugbereitschaft erst viel später abfliegen können als bei der nun gewählten Lösung. Dies liege an der Verfügbarkeit der notwendigen Besatzung. Klartext: Es hätte zwar ein Flugzeug der Bundesluftwaffe gegeben, aber keine Crew dafür.

Bremsen zu heiß! Die Feuerwehr musste zum Merkel-Flieger aufs Rollfeld fahren

Bremsen zu heiß! Die Feuerwehr musste zum Merkel-Flieger aufs Rollfeld fahren

Foto: CLEMENS BILAN/EPA-EFE/REX

Merkels Ehemann Joachim Sauer wird wegen der Panne nicht mit nach Buenos Aires fliegen. Er hat durch die Verspätung den größten Teil des Partnerprogramms verpasst.

Merkel wird Auftakt des Gipfels verpassen

Einen großen Teil des ersten Gipfeltages wird Merkel verpassen, unter anderem das geplante Treffen mit US-Präsident Trump!

Erst vor vier Wochen musste die „Konrad Adenauer“ wegen Ratten an Bord mehrere Tage am Boden bleiben.

Das Flugzeug von Kanzlerin Angela Merkel – Kanzlerjet | info.bild

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