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Merkels Flugzeugpanne vor G20 Komplettausfall des Funksystems führte zu Flugabbruch

Bundeskanzlerin Merkel wird wegen eines Defekts am Regierungsflugzeug "Konrad Adenauer" den Auftakt des G20-Gipfels in Buenos Aires verpassen. Die Panne war nach SPIEGEL-Informationen gravierender als zunächst vermutet.

Bundeskanzlerin Angela Merkel wird wegen eines technischen Defekts an dem Regierungsflugzeug "Konrad Adenauer" den Auftakt des G20-Gipfels im argentinischen Buenos Aires verpassen. Nach SPIEGEL-Informationen war die Panne dramatischer als bisher bekannt: Eine Stunde nach dem Start in Berlin war bei dem A340 der Luftwaffe das komplette Kommunikationssystem mit dem Boden ausgefallen. Ein solcher Vorfall gilt in der Luftfahrt als gefährlicher Notfall. Deswegen entschlossen sich die Piloten sofort, den Flug nach Argentinien abzubrechen. Zu dem Zeitpunkt befand sich die Maschine im Luftraum über den Niederlanden.

Nur mit einem Satellitentelefon an Bord gelang es der Crew des Regierungsfliegers, Kontakt zur Flugleitstelle aufzunehmen und die Landung auf dem Flughafen in Köln-Bonn zu planen. Ein solcher Ausfall der kompletten Kommunikationsanlage, die durch mehrere Ersatzsysteme abgesichert ist, kommt extrem selten vor. Der Grund des Ausfalls war bis zum späten Donnerstagabend unklar, hieß es in Bundeswehrkreisen.

Auf die erste Panne folgten weitere

Nach dieser ersten Panne sorgten dann gleich mehrere Faktoren dafür, dass Merkel nicht mehr rechtzeitig zum Auftakt des G20-Gipfels reisen kann.

  • Zwar steht für die Kanzlerin und den Bundespräsidenten routinemäßig eine Ersatzmaschine für den Fall von technischen Pannen zur Verfügung. Dieser Jet stand zur Zeit der Funkpanne jedoch in Berlin - und nicht in Köln. Ein Flug nach Berlin ohne Funkkontakt zum Boden erschien den Piloten zu gefährlich.
  • Als der A340 schließlich Köln anflog, gab es eine weitere unglückliche Panne. Weil der Flieger seit dem Start Berlin erst wenig Kerosin verbraucht hatte und im Anflug auf Köln wegen des Defekts der Funkanlage keinen Treibstoff ablassen konnte, war sein Landegewicht noch hoch. Die Folge: Das Bremssystem erhitzte sich bei der sogenannten "harten Landung" sehr stark. Nach der Landung musste also die Feuerwehr anrücken und die Passagiere inklusive der Kanzlerin noch 70 Minuten im Flieger abwarten.
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Die deutschen Pannen-Flieger: Diese Politiker mussten zwischenlanden

Foto: CLEMENS BILAN/EPA-EFE/REX

Die Gesamtsituation war nach SPIEGEL-Informationen so brenzlig, dass Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen schon nach dem Komplettausfall der Funkanlage informiert wurde. Über mehrere Stunden versuchte sie unter anderem bei europäischen Partner-Nationen, eine Ersatzmaschine für die Kanzlerin zu organisieren. Allerdings sind Langstreckenjets mit einer VIP-Ausstattung in der EU Mangelware.

Merkel verbrachte die Nacht nun in einem Bonner Hotel. Dort sagte sie über den Zwischenfall: "Ich kann nach den Ereignissen sagen, es gab eine ernsthafte Störung." Glücklicherweise sei an Bord eine exzellente Crew gewesen und der erfahrenste Kapitän der Flugbereitschaft.

Merkel soll nun am frühen Freitagmorgen mit einem anderen Flugzeug der Luftwaffe von Köln nach Madrid gebracht werden. Von dort fliegt sie dann gegen 9 Uhr mit einem Linienflug von Iberia nach Buenos Aires - kommt aber erst gegen 17.55 Uhr Ortszeit dort an. Mehr Hintergründe zum Gipfelprogramm erfahren Sie hier.

planestream: Reportage über Truppentransport der Flugbereitschaft