Soziale Systeme :
In China gibt es Vertrauen nur geschenkt

Von Boris Holzer
Lesezeit: 3 Min.
In Chinas Gesellschaft sind viele es gewohnt, mangelndes Vertrauen mit Geldgeschenken auszugleichen – das beste Beispiel ist das Gesundheitssystem. (Symbolfoto)
Im chinesischen Alltag wird geschmiert, um zu fahren. Dahinter steht weniger Misswirtschaft als viel mehr ein grundsätzliches Misstrauen.

China ist ein widersprüchliches Land. Das beginnt damit, dass die kapitalistische Wirtschaft in der offiziell sozialistischen Volksrepublik ungezügelter auftritt als in den meisten westlichen Ländern. Es setzt sich fort in einem Alltag, in dem oft nicht universalistische Regeln, sondern partikularistische Beziehungen über den Zugang zu Ressourcen und Lebenschancen entscheiden. In Wirtschaft und Politik, aber auch im Bildungs- oder Gesundheitswesen sind Posten und Ressourcen, teilweise sogar elementare Leistungen nur über persönliche Beziehungen zu haben. Der Pflege dieser Beziehungen, der „guanxi“, kommt daher hohe Bedeutung zu. Sie gilt als moralische Pflicht.

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