Wer an Glashütte denkt, dem fallen vermutlich zuerst die Namen A. Lange & Söhne, Glashütte Original und Nomos ein. Das ist nur zu verständlich – immerhin haben diese drei Unternehmen recht bald nach der Wende damit begonnen, die Standards in ihren Preissegmenten zu definieren.
Doch hat in den vergangenen Jahren auch Tutima in Sachen Feinuhrmacherei große Fortschritte gemacht. Bekannt ist das Unternehmen den meisten Experten durch sehr robuste Militäruhren in Stahl- und Titangehäusen, die als Nato-Chronographen dienen. Mit der „Tempostop“ aber, einem Manufaktur-Chronographen für 28.600 Euro, zeigte das Unternehmen vergangenes Jahr, dass es gewillt ist, im oberen Preissegment mitzuspielen. Die Fachleute auf der Baselworld beeindruckte das auf 90 Stück limitierte Modell bei der Präsentation stark.
Die Marke Tutima enstand 1926 in Glashütte unter der Leitung des Juristen Ernst Kurtz. Die Firmengeschichte nach dem Zweiten Weltkrieg erzählt von einigen Wirren: Am 7. Mai 1945 flüchtete Kurtz in den Westen. Er begann im oberfränkischen Memmelsdorf mit der Fertigung unter seinem Namen, die Teile stammten aus Glashütte. Später kamen selbst entwickelt Kaliber hinzu, die unter der Marke Glashütter Tradition verkauft wurden. 1951 verlagerte Kurtz die Produktion in das niedersächsische Ganderkesee. 1956 machte die Firma Pleite, über einige Umwege gelang es Kurtz’ ehemaligem Mitarbeiter Dieter Delicate, Anfang der Sechziger wieder den Namen Tutima auf Uhren zu setzen.
Seit 2008 ist Tutima wieder in Glashütte vor Ort, seit 2011 fertigt das Haus dort Modelle mit eigenen Werken, das Unternehmen führt Dieter Delecates Tochter Ute. Die Kontinuität scheint sich auszuzahlen: Die neue „Patria Power Reserve“ ergänzt die entsprechende Kollektion um ein Modell mit Anzeige der Gangreserve bei 9 Uhr. Das erfordert das Zusammenspiel 34 zusätzlicher Teile, die von Hand veredelt werden. Durch den Saphirglasboden sind die beiden stählernen Aufzugsräder und das Gesperr mit geschwungener Stahlfeder zu sehen – und dieses Werk tickt in einem Gehäuse aus 18 Karat Roségold. Es geht voran in Sachsen.
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