Brite stirbt nach Katzenbiss in Marokko: Sollten sich Urlauber gegen Tollwut impfen lassen?

Tollwut-Infektionen im Urlaub sind selten und der Impfstoff ist teuer. BILD sagt, wann eine Impfung sinnvoll ist

Tollwut-Infektionen im Urlaub sind selten und der Impfstoff ist teuer. BILD sagt, wann eine Impfung sinnvoll ist

Foto: Hero Images/Getty Images
Von: Katja-Barbara Heine

Ein Brite ist in Marokko an Tollwut gestorben, nachdem er dort von einer Katze gebissen wurde. Er wurde bereits vor mehreren Wochen gebissen, aber nicht schnell genug ärztlich behandelt.

Die britische Gesundheitsbehörde Public Health England rief daraufhin speziell Reisende mit Zielen in Asien und Afrika auf, sich an die Impfempfehlungen zu halten.

Doch bei welchen Reisen macht eine Tollwut-Impfung Sinn? Wie hoch ist das Risiko einer Erkrankung? Und was kostet die Impfung? BILD hat nachgefragt. Tollwut ist eine tödliche Viruserkrankung bei Säugetieren einschließlich des Menschen. Übertragen wird sie durch Bisse oder mit dem Speichel beim Lecken von verletzter oder entzündeter Haut. Nicht nur Hunde und Katzen, auch zum Beispiel Fledermäuse oder Affen können Überträger sein.

Wann ist eine Impfung nötig?

Dem Auswärtigen Amt zufolge sollte eine Impfung empfohlen werden, wenn im Reiseland ein erhöhtes Infektionsrisiko herrscht – besonders Reisenden, die längere Zeit in ländlichen Regionen unterwegs sind.

In Mitteleuropa ist Tollwut selten geworden, in vielen Regionen von Asien, Afrika, Ozeanien, Mittel- und Südamerika ist sie noch weit verbreitet.

Zu den Risikoländern gehören vor allem auch Vietnam, Thailand, Kambodscha und Indien, aber auch in der Türkei ist das Infektionsrisiko erhöht.

Tollwut-Impfung ist teuer

Für die Grundimmunisierung sind drei intramuskuläre Injektionen binnen drei Wochen nötig. Man sollte also mindestens fünf Wochen vor Reiseantritt mit dem Impfen beginnen. Pro Impfung kostet allein das Serum rund 70 Euro. Die Kosten der Impfung tragen Reisende in der Regel selbst, einige Kassen übernehmen sie aber auch. Kurzentschlossene können die Impfungen auch innerhalb einer Woche absolvieren.

Rund 70 Euro müssen Patienten pro Tollwut-Impfung hinblättern, insgesamt sind drei Injektionen nötig

Rund 70 Euro müssen Patienten pro Tollwut-Impfung hinblättern, insgesamt sind drei Injektionen nötig

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Impfstoff in vielen Ländern nicht immer verfügbar

Kommt es bei Nichtgeimpften zu einer tollwutverdächtigen Bissverletzung, muss die Wunde gründlich gereinigt werden (zehn Minuten mit Wasser und Seife) und desinfiziert, und danach unverzüglich mit einer post-expositionellen Impfbehandlung begonnen werden.

Das hierbei verabreichte Tollwut-Hyperimmunglobulin (RIG) ist teuer und nicht überall auf der Welt verfügbar – ein weiteres Argument für eine vorbeugende Impfung.

Erleiden Vorgeimpfte eine Bissverletzung, ist die Behandlung wesentlich leichter. Sie erhalten nur zwei Auffrischimpfungen.

Die Virusinfektion löst eine akute Gehirnhautentzündung (Enzephalitis) aus, die – wenn nicht sofort geimpft wird – immer tödlich verläuft.

Jonathan Ball, Professor für Molekular-Virologie an der Universität von Nottingham, erklärt: „Es gibt sehr wirksame Impfstoffe, aber sie müssen angewendet werden, bevor Symptome auftreten.“ Im Fall des Marokko-Urlaubers sei nicht schnell genug geimpft worden. Beim Menschen zeigten sich die Tollwut-Symptome „zwei bis drei Monate“ nach dem Kontakt mit dem Virus. „Es kann aber auch nur eine Woche dauern, und deshalb ist es wichtig, sofort den Arzt aufzusuchen und sich impfen zu lassen“, betonte er.

Seit 2011 keine Tollwuterkrankungen in Deutschland

Dem Robert Koch Institut (RKI) sind in den vergangenen Jahren keine Tollwuterkrankungen in Deutschland übermittelt worden. Seit 2011 waren es insgesamt sechs Fälle: Zuletzt starb 2007 ein 55-jähriger Mann an Tollwut, nachdem er von einem streunenden Hund in Marokko gebissen worden war. 2005 gab es vier Fälle, weil eine Frau, die sich in Indien angesteckt hatte, starb und die Erkrankung nicht erkannt wurde und ihre Organe gespendet wurden. 2004 starb ein 51-jähriger Mann, der sich wahrscheinlich in Indien infiziert hatte.

Fachliche Beratung: Auswärtiges Amt, Robert Koch Institut

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