44 Milliarden Euro Investitionen : E-Auto-Revolution bei VW

Der finale Check bei einem Elektro-Golf in der Gläsernen Manufaktur in Dresden

Der finale Check bei einem Elektro-Golf in der Gläsernen Manufaktur in Dresden

Foto: Jens Meyer / AP Photo / dpa

Volkswagen greift für den Wandel zum Anbieter von Elektroautos tiefer in die Tasche.

▶︎ In den nächsten fünf Jahren will der weltgrößte Autobauer 44 Milliarden Euro in die Elektromobilität, das autonome Fahren, Mobilitätsdienste und die Digitalisierung investieren.

Das beschloss der Aufsichtsrat am Freitag. Für den letzten fünfjährigen Planungszeitraum (2018 bis 2022) hatte VW noch ein Investitionsvolumen von 34 Milliarden Euro für diese Themen festgelegt.

Die neue Summe entspreche nun etwa einem Drittel der für den Zeitraum geplanten Gesamtausgaben. „Wir nehmen uns vor, VW zur globalen Nummer eins in der E-Mobilität zu machen“, sagte Konzernvorstand Herbert Diess in Wolfsburg.

Das heißt: Volkswagen zieht Konsequenzen aus dem Diesel-Desaster und steuert strategisch um: Künftig wollen sich die Wolfsburger zu einem E-Auto-Konzern wandeln.

„Wir werden günstiger sein als Tesla“, verspricht Konzern-Chef Herbert Diess.

▶︎ In den nächsten Jahren sollen drei große Werke (Emden, Hannover, Zwickau) auf die Produktion von batteriegetriebenen Fahrzeugen umzustellen.

Außerdem will der Konzern eine neue Fabrik in Osteuropa bauen.

VW-Aufsichtsrat stellt Weichen für Elektromobilität

Um für die Steigerung der Zahl an Elektroautos die nötige Menge an Energiespeichern zur Verfügung zu haben, denkt VW auch über eine eigene Beteiligung an einer Batteriezellenfertigung nach, wie Diess bestätigte.

▶︎ Bisher bezieht der Konzern seine Batteriezellen von den asiatischen Zulieferern LG Chem, Samsung und CATL, künftig auch von der südkoreanischen SK Innovation.

Doch auch die Bundesregierung befürchtet eine zu große Abhängigkeit der deutschen Autobauer von Asien in dieser Technologie - und will deshalb den Aufbau einer Batteriezellen-Produktion in Deutschland fördern.

30 neue Elektromodelle für China

VW startet auch in China durch.

Zusammen mit Partnern wollten die Wolfsburger in der Volksrepublik mehr als vier Milliarden Euro etwa in Elektro-Autos, autonomes Fahren und Mobilitätsdienstleistungen investieren, gab der scheidende VW-China-Chef Jochem Heizmann im Rahmen der Guangzhou Motor Show bekannt.

Bis zum Jahr 2020 wolle VW in China das größte Angebot an elektrifizierten Modellen auf dem Markt haben - 30 neue Elektromodelle planen die Wolfsburger dafür, die Hälfte davon aus lokaler Produktion. So sollen 2020 rund 400.000 elektrifizierte Modelle in China ausgeliefert werden, bis 2025 dann 1,5 Millionen Fahrzeuge.

Heizmann geht Anfang nächsten Jahres in den Ruhestand, dann wird das Geschäft auf dem wichtigsten Einzelmarkt von VW zur Chefsache: VW-Konzernchef Diess wird selbst die Leitung übernehmen.

Standort Emden

Zur Zeit werden in Ostfriesland die konventionellen Passat-Modell gebaut. Die Fertigung soll in ein Skoda-Werk in Tschechien verlagert werden.

▶︎ Künftig soll in Emden der VW „MEB entry“ vom Band laufen - ein E-Auto, das unter 20.000 Euro kosten soll. Geplant sind 200.000 Fahrzeuge im Jahr.

Mit dem Wagen will VW gegen den US-Rivalen Tesla antreten, der mit dem Model 3 in den Massenmarkt drängt.

Daneben soll dort der Elektro-Passat I.D. Aero mit einer Stückzahl von 100.000 Einheiten gebaut werden.

Standort Hannover

In der niedersächsischen Landeshauptstadt soll der elektrische Bulli-Nachfolger I.D. Buzz mit einer Stückzahl von mehr als 100.000 Einheiten jährlich gebaut werden.

▶︎ Das Werk, in dem unter anderem der Transporter T6 vom Band rollt, soll in den nächsten Jahren weitere Elektrofahrzeuge bekommen, darunter auch den Lounge SUV und den I.D. Cargo.

Standort Zwickau

In Zwickau in Sachsen läuft der Umbau zu einer hochautomatisierten Autofabrik bereits. Dort soll Ende nächsten Jahres die Produktion des kompakten I.D. Neo anlaufen.

▶︎ Künftig sollen dort bis zu 330.000 E-Modelle pro Jahr hergestellt werden - mehr als an jedem anderen VW-Standort. Dies teilte der Autobauer am Donnerstag mit.

Als weltweit erster Volumenanbieter rüste man eine komplette Fabrik vom Verbrennungsmotor auf die Elektromobilität um.

▶︎ Ab Ende 2019 sollen die ersten vollelektrischen Modelle der ID-Serie in Zwickau vom Band rollen, von 2021 an sollen dort sechs E-Modelle von drei Konzernmarken gebaut werden.

Derzeit werden in Zwickau der Golf und der Golf Variant gefertigt. In die Umrüstung investiert Volkswagen rund 1,2 Milliarden Euro.

Bis 2025 plant Volkswagen, jährlich mehr als eine Million E-Autos zu verkaufen. Neben den zusätzlichen deutschen E-Auto-Werken in Emden und Hannover entstehen zwei E-Fabriken in China. Auch in den USA sollen Elektroautos produziert werden, ein Standort steht nicht fest.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.