Er sei generell "kein großer Fan von Regulierungen", sagte Apple-Chef Tim Cook in einem Interview mit der Nachrichtenseite Axios, das auch im US-Fernsehsender HBO ausgestrahlt wurde. Im Gegenteil, er sei ein großer Anhänger des freien Marktes. Ganz besonders kritisch sieht er das Eingreifen von Regierungen.

Doch: "Wir müssen es zugeben, wenn der freie Markt nicht funktioniert. Und er hat hier nicht funktioniert", sagte er in Bezug auf immer noch große Gesetzeslücken im Datenschutz weltweit. Technologie könne für beides – Gutes und Böses – genutzt werden. Häufig würde nicht vorausgesehen, für welch negative Dinge eine Technologie genutzt werden kann.

Daher sei es unvermeidlich, Technologiekonzerne und soziale Netzwerke in einem gewissen Maß zu regulieren, sagte Cook. Der US-Kongress und die Behörden würden "irgendwann etwas Entsprechendes beschließen".

Cook verwies auf den Facebook-Datenschutzskandal: Im Frühjahr war bekannt geworden, dass die Daten von fast 87 Millionen Nutzern bei der britischen Firma Cambridge Analytica gelandet und von dieser unerlaubt für den Wahlkampf des heutigen US-Präsidenten Donald Trump benutzt worden waren. Die Branche sei nun jenseits der Hoffnung auf Selbstregulierung, sagte Cook.

Schon im Oktober hatte er sich positiv über staatliche Regulierung von Datenschutz geäußert und lobte die Datenschutzgrundverordnung der Europäischen Union (DSGVO). Diese sei die Basis für einen weltumspannenden Datenschutz – stelle aber noch nicht alles dar, was getan werden müsse. "Wir würden es gerne sehen, wenn nicht nur die USA, sondern auch viele andere Länder der Führungsrolle Europas folgen und vielleicht sogar darüber hinausgehen würden", sagte Cook der Nachrichtenagentur dpa. Gerade in Deutschland hätten die Bürger ein ausgeprägtes Bewusstsein für den Schutz der Privatsphäre, das nicht in allen Teilen der Welt existiere, sagte er.

Der Weg zu einem besseren Datenschutz sei wie eine Reise, sagte Cook. Er wisse nicht, wie lange diese dauern werde. Menschen erlebten aber fast jeden Tag Verletzungen ihrer Privatsphäre. Deshalb werde sich die Welt als Ganzes in Richtung Datenschutz bewegen. "Sie erkennen das vielleicht nicht so schnell, wie ich es möchte, aber sie werden die schrecklichen Folgen erkennen und Maßnahmen ergreifen."