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„Wo war sie die letzten Jahrzehnte?“: Bildungsministerin Karliczek sorgt mit Aussagen zur „Ehe für Alle“ für Entsetzen
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Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/ Anja Karliczek ist Bildungsministerin (CDU)

„Ich glaube so, wie wir es gemacht haben, war es nicht richtig“ – das sagte Forschungsministerin Anja Karliczek zur Einführung der „Ehe für Alle“ im letzten Jahr. Sie fordert Langzeitstudien, wie Kinder in homosexuellen Partnerschaften sich entwickeln. Was die Forschungsministerin anscheinend nicht weiß: Diese Studien gibt es längst.

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) hat die kritischen Äußerungen von Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) zur Homo-Ehe zurückgewiesen. Diese hatte die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare kritisiert.

„Ich glaube so, wie wir es gemacht haben, war es nicht richtig“, sagte die CDU-Politikerin in einem am Dienstag ausgestrahlten Interview mit dem Fernsehsender n-tv. Die Ministerin forderte Langzeitstudien zum Wohlergehen von Kindern, die in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften aufwachsen.

Solche Studien gibt es allerdings schon – die US-amerikanische Cornell University listet 79 Stück auf. Darauf wies auch Karliczeks Kabinetts-Kollegin Franziska Giffey hin. „Schon heute belegen Studien, dass sich Kinder in homosexuellen Partnerschaften genauso gut entwickeln wie in Familien mit Mutter und Vater“, sagte die Familienministerin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Donnerstagsausgaben). „Was zählt, ist, dass sich Menschen liebevoll um ihre Kinder kümmern. Kinder brauchen ein gutes Familienklima und gute Beziehungen zu denen, die für sie sorgen.“

Franziska Giffey
dpa/Paul Zinken Franziska Giffey, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

„Wir verschieben eine ganze Gesellschaft“

Karliczeks Eindruck sei, dass Kinder zu leiden hätten. „Solange Kinder diskriminiert werden in Schulen oder in irgendeiner Weise gemobbt werden – so lange haben wir ein Problem“, sagte Karliczek. Ihrer Auffassung nach sorge die Öffnung der Ehe und die rechtliche Gleichstellung homosexueller Paare für einen tief greifenden gesellschaftlichen Wandel.

„Wir verschieben eine ganze Gesellschaft und reden nicht mal drüber“, beklagte Karliczek. Die Bildungsministerin hatte bei der Abstimmung im Bundestag im Juni 2017 gegen die „Ehe für Alle“ votiert. Einer Umfrage im Auftrag der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) zufolge sprachen sich im Januar 2017 83 Prozent der Deutschen für die „Ehe für Alle“ aus.

„Wo war Anja Karliczek die letzten Jahrzehnte?“

Kindeswohl hänge aber nicht von der Familienkonstellation ab, entgegnet Giffey. „Wir im Familienministerium sehen es als unsere Aufgabe an, jede Familienkonstellation dabei zu unterstützen, dass Kinder gut aufwachsen können: Alleinerziehende, die Mutter-Vater-Familie und genauso auch Familien mit Eltern gleichen Geschlechts.“

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs forderte eine Entschuldigung von Karliczek. Die „Ehe für Alle“ sei zwölf Jahre lang debattiert worden. „Da frage ich mich, wo war Anja Karliczek die letzten Jahrzehnte?“ Als Wissenschaftsministerin fundierte Studien zu ignorieren, sei „ihrem Ressort mehr als unwürdig und beschämend.“

Bundestag
Gregor Fischer/dpa Der SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs

Auch aus der Opposition gab es Kritik am Vorstoß Karliczeks: Der Sprecher der FDP für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender, Jens Brandenburg, nannte die Forderung der Bildungsministerin „absurd“. „Kinder in Regenbogenfamilien leiden nicht unter ihren Eltern, sondern unter den Vorurteilen anderer“, sagte Brandenburg. „Seit Jahrzehnten kommt die Forschung immer wieder zum selben Ergebnis: Die Kinder mögen etwas toleranter sein, unterscheiden sich aber sonst nicht von anderen.“ Diese Erkenntnisse solle die Forschungsministerin bitte endlich zur Kenntnis nehmen.

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pk/flr
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