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Schneller zum Ziel Diese Windows-Tools sind einfach praktisch

Windows ist in einigen Punkten umständlicher zu bedienen, als es sein müsste. Daran hat sich durch Windows 10 nur wenig geändert. Das Magazin "c't" zeigt Werkzeuge, die den Komfort verbessern.
Von Jan Schüßler
Stoppuhr

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Foto: c't

Warum würde man etwas installieren, das man gar nicht unbedingt braucht? Weil es praktisch ist! Denn seit Windows 10 hat sich in puncto Bedienkomfort zwar das eine oder andere getan, wofür bei früheren Versionen noch Zusatzsoftware nötig war - zum Beispiel die Unterstützung für virtuelle Desktops und die Fähigkeit, mit dem Mausrad auch in inaktiven Fenstern zu scrollen. Doch nach wie vor erfordern diverse alltägliche Funktionen serienmäßig unnötig viele Klicks, und manch wünschenswerte Option hat Microsoft einfach nicht vorgesehen.

In diesem Artikel stellen wir Tools vor, die den Komfort verbessern, sodass man sie im Alltag nach kurzer Zeit nicht mehr missen will - obwohl man eigentlich auch ohne auskommen könnte. Alle Programme haben gemeinsam, dass sie sich seit langer Zeit als praktisch erwiesen haben - und wir sie immer gerne weiterempfehlen.

Taskleiste

Eines dieser Tools ist der 7+ Taskbar Tweaker . Das Programm erweitert oder verändert die Interaktion von Maus und Taskleiste. So lassen sich Aktionen für Mittel- oder Doppelklick auf einen leeren Bereich der Taskleiste konfigurieren, um etwa die Umschaltung auf automatisches Ausblenden, das Stummschalten der Tonausgabe, den Aufruf des Task-Managers oder das Öffnen des Startmenüs auszulösen. Letzeres lässt sich sinnvoll kombinieren mit der Möglichkeit, den Startknopf am linken Ende der Taskleiste auszublenden.

7+ Taskbar Tweaker erlaubt eine flexible Einstellung des Verhaltens der Taskleiste und zusätzliche Maustasten- und Scrollrad-Aktionen.

7+ Taskbar Tweaker erlaubt eine flexible Einstellung des Verhaltens der Taskleiste und zusätzliche Maustasten- und Scrollrad-Aktionen.

Foto: c't

Andere Optionen sind das Schließen von Fenstern per Mittelklick auf ihr Symbol in der Taskleiste und das Ändern der Reihenfolge von Miniaturansichten. Ein Komfortgewinn ist auch die Option, durch Scrollen mit dem Mausrad auf der Taskleiste oder dem Infobereich die Lautstärke zu regeln, ohne vorher auf das Lautsprecher-Symbol klicken zu müssen.

WinLED  zeigt eine virtuelle Festplatten-Zugriffs-LED im Infobereich der Taskleiste an - sie leuchtet grün für Lese- und rot für Schreibzugriffe. Damit eignet es sich, um ohne Blick in den Task-Manager oder Ressourcenmonitor einzuschätzen, ob die Festplatte ausgelastet ist. Das kann vor allem dann praktisch sein, wenn sich keine Hardware-LED am PC-Gehäuse befindet, sowie bei Remote-Desktop- oder sonstigen Fernwartungsverbindungen.

Per Rechtsklick auf die LED im Infobereich lässt sich festlegen, welche physischen Laufwerke einbezogen werden, zwischen drei Farbschemata wechseln und die Darstellung auf ein Miniatur-Diagramm umstellen.

Das Programm MiniBin  setzt ein Papierkorb-Symbol in den Infobereich der Taskleiste und erlaubt das Leeren des Papierkorbs mit einem Doppelklick darauf. Hilfreich kann das vor allem sein, wenn man den regulären Papierkorb auf dem Desktop ausgeblendet hat - oder wenn man genervt davon ist, beim Rechtsklick darauf hin und wieder nicht den Eintrag "Papierkorb leeren" zu erwischen, sondern den direkt darunter liegenden "An Start anheften".

Kurz nach der Installation auf Windows 10 wird der kleine Mülleimer möglicherweise ausgeblendet. Wenn das passiert, können Sie ihn in den Windows-Einstellungen unter "Personalisierung/Taskleiste/Symbole für die Anzeige auf der Taskleiste auswählen" zurückholen.

Tastatur und Maus

Geht es nur darum, die Lautstärke komfortabel mit dem Mausrad zu steuern, braucht es nicht gleich den 7+ Taskbar Tweaker. Es lässt sich auch mit unserem Tool LautLeise.exe  (ftp) erledigen. Es bringt keine Setup-Routine mit - um es stets verfügbar zu haben, können Sie es einfach in den Autostart-Ordner des Startmenüs kopieren. An einfachsten geht das, indem Sie die Datei LautLeise.exe in den Autostart-Ordner des Startmenüs legen. Drücken Sie dazu die Windowstaste+R, tippen Sie shell:startup ein und bestätigen Sie mit der Eingabetaste. Ziehen Sie die Datei LautLeise.exe nun einfach in den Ordner hinein - von nun an wird das Tool beim Hochfahren mitgestartet.

Die Verwendung ist denkbar simpel: Um die Lautstärke zu regeln, halten Sie die rechte Maustaste gedrückt und betätigen das Mausrad. Ein Klick auf die mittlere Taste, meist im Mausrad integriert, schaltet die Tonausgabe stumm.

Die Feststelltaste (Caps Lock) hat wohl die meisten Anwender schon genervt. Betätigt man sie versehentlich, wird der Schreibfluss unterbrochen; man muss das Großgeschriebene löschen und die Funktion wieder abschalten. Mit einem Eingriff in die Registry kann man sie lahmlegen oder ihr eine andere Funktion zuweisen. Weil das umständlich ist - man müsste die Codes der Tastaturbelegung heraussuchen und in eine kryptische hexadezimale Zeichenkette eintragen - ist das Programm CapsLock Goodbye  eine sinnvolle Lösung.

CapsLock Goodbye ist ein einfaches Programm, mit dem sich die Feststelltaste abschalten oder mit einer anderen Funktion belegen lässt.

CapsLock Goodbye ist ein einfaches Programm, mit dem sich die Feststelltaste abschalten oder mit einer anderen Funktion belegen lässt.

Foto: c't

Es muss nicht installiert werden, erfordert nach der Benutzung aber einen Neustart des Rechners, um die veränderte Tastenbelegung anzuwenden. Es ändert zudem auf Wunsch auch die Belegung der Einfg-Taste (Insert) und der Rollen-Taste (Scroll Lock). Wenn Sie Windows 10 verwenden, wird die geänderte Tastenbelegung möglicherweise bei den halbjährlichen Funktions-Updates - etwa von Version 1803 auf Version 1809 - auf den werksseitigen Standard zurückgesetzt. Passiert das, wenden Sie das Programm einfach erneut an.

Ein deutlich umfangreicheres Programm zum Ändern der Tastenbelegung ist SharpKeys . Anders als CapsLock Goodbye wird es installiert. Es kann beliebige Tasten in Windows deaktivieren oder frei umbelegen - zum Beispiel F11 und F12 zum Regeln der Lautstärke, die Feststelltaste zum Stummschalten und so weiter. Auch kann es hilfreich sein, wenn auf einer uralten oder exotischen Tastatur keine Windows-Taste vorhanden ist, oder wenn es gilt, die Funktion einer wichtigen aber defekten Taste auf einem Notebook zurückzubekommen.

Mit SharpKeys können Sie Tasten in Windows lahmlegen oder ihnen andere Funktionen zuweisen.

Mit SharpKeys können Sie Tasten in Windows lahmlegen oder ihnen andere Funktionen zuweisen.

Foto: c't

Um etwa der Taste F12 beizubringen, die Lautstärke zu erhöhen, klicken Sie in SharpKeys zunächst auf "Add". Wählen Sie in der linken Tastenliste ("Map this key") die Taste F12 aus. Alternativ klicken Sie unterhalb der Liste einfach auf "Type Key" und drücken Sie F12 auf der Tastatur. In der rechten Tastenliste ("To this Key") wählen Sie den Eintrag "Media: Volume Up" und bestätigen den Dialog dann mit OK.

Fügen Sie nach Wunsch weitere Änderungen hinzu. Klicken Sie danach auf "Write to Registry" und starten Sie den Rechner neu - danach ist die geänderte Tastenbelegung aktiv.

Das Programm benutzt denselben Mechanismus wie CapsLock Goodbye, daher können auch hier die Änderungen bei einem Windows-Funktions-Update verloren gehen. Zur Vorbeugung bietet SharpKeys eine Funktion, mit der sich Änderungen in einer kleinen Backup-Datei sichern lassen, um sie bei Bedarf später komfortabel wieder einspielen zu können.

Auf dem Desktop

Das Tool 8GadgetPack  eignet sich, um die von Windows 7 und Vista bekannten Desktop-Widgets zurückzubekommen. Gängige Progrämmchen sind Analoguhr, Kalender und Wetteranzeige. Im Alltag besonders hilfreich kann auch der Clipboarder sein: Das Widget sammelt die zuletzt in die Zwischenablage gelegten Elemente. Um sie zu verwenden, reicht es, sie anzuklicken und am gewünschten Zielort per Strg+V oder Kontextmenü einzufügen. Bilder im Clipboarder lassen sich zudem im Standard-Fotobetrachter öffnen; Text kann zwecks Google-Suche an den Webbrowser übergeben werden.

Wenngleich die Software nach wie vor aktiv gepflegt wird, ist sie nicht fehlerfrei. Manche Widgets hatten auf unserem Testsystem mit 4K-Bildschirmauflösung und 175 Prozent Desktop-Skalierung hier und dort kleinere Darstellungsfehler - hier geht Probieren über Studieren.

Wer viel mit USB-Sticks und anderen Wechselmedien hantiert, kann sich mit DeskDrive  automatisch Verknüpfungen dafür auf den Desktop legen lassen. Sie verschwinden mit Entfernen des Datenträgers automatisch und zeigen in ihrem Namen zudem Gesamtgröße und freien Speicherplatz an. Achten Sie beim Download darauf, das Installationspaket mit der Endung .msi herunterzuladen - die auf .exe endenden Pakete sind offenbar mit Adware verbandelt, die in unserem Test schon beim Herunterladen den Windows Defender Alarm schlagen ließen.

Startmenü

Eine effektive Möglichkeit, den Zugriff auf Programme, Einstellungen & Co. flüssiger zu gestalten, kann ein alternatives Startmenü sein, das das kaum konfigurierbare Kachel-Startmenü von Windows 10 durch eine Darstellung ersetzt, die an Windows 7 angelehnt ist. Sinnvoll ist das vor allem für Anwender, die Programmstarts bevorzugt per Maus erledigen.

Startmenüs wie Open-Shell bringen nicht nur Windows-7-Feeling auf Windows 10, sondern oft auch eine effizientere Bedienung

Startmenüs wie Open-Shell bringen nicht nur Windows-7-Feeling auf Windows 10, sondern oft auch eine effizientere Bedienung

Foto: c't

Das wohl bekannteste Programm dieser Art ist Classic Shell, doch das ist nicht mehr der aktuelle Name dafür: Nachdem der Entwickler vor rund einem Jahr die Arbeit daran eingestellt und den Quellcode veröffentlicht hat, wird die Software inzwischen unter dem Namen Open-Shell  weiterentwickelt.


Mehr Komfort für Windows 7 und 8

Kommt Windows 10 noch nicht zum Einsatz, muss man deswegen nicht auf alle Komfortfunktionen des neueren Systems verzichten. Dazu gehört etwa die Fähigkeit, mit dem Mausrad in Fenstern zu scrollen, ohne sie vorher mit einem Klick in den Vordergrund zu holen. Diese Funktion lässt sich in Windows 7 und 8.1 mit WizMouse  nachrüsten. Die virtuellen Desktops, die seit Windows 10 ebenfalls serienmäßig an Bord sind, rüstet das Programm Dexpot  auch auf älteren Systemen nach.

Die Möglichkeit, Fenster durch Schieben an den linken oder rechten Bildrand auf die jeweilige Bildhälfte einzupassen, wurde in Windows 10 auf die Bildschirmecken erweitert, um Fenster auch in Quadranten einzurasten. Für ältere Windows-Versionen bietet das Programm AquaSnap  in der kostenlosen Personal-Edition eine vergleichbare Funktion. Das kann vor allem auf großen Monitoren mit 4K-Auflösung hilfreich sein, um im Handumdrehen vier Full-HD-Fenster im 2x2er-Schema anzuordnen. Zudem lässt sich das Tool so einstellen, dass Fenster auch mit den Kanten aneinander schnappen, dass das Schütteln eines Fensters es dauerhaft im Vordergrund hält und Ähnliches.