Am 23. August 2011, ein Jahr nach seiner Krebsdiagnose, zwei Jahre vor seinem Selbstmord, macht Wolfgang Herrndorf sein Testament. In seinem Tagebuch Arbeit und Struktur vermerkt er, er habe "Bücher mit Notizen, Korrespondenzen, Tagebüchern aus 28 Jahren" vernichtet – dazu ein Foto, das eine Wanne zeigt, randvoll mit Wasser und Papier. Herrndorf wollte selbst entscheiden, was wert ist, auf die Nachwelt zu kommen. Jetzt ist ein Nachlass-Band erschienen, er heißt Stimmen, und die Herausgeber, Marcus Gärtner und Cornelius Reiber, schreiben in ihrem Nachwort: "Die wiederholten Säuberungsaktionen sagen aber auch etwas aus über den Status der Texte, die von dieser systematischen Vernichtung verschont blieben." Außerdem habe es auf Herrndorfs Laptop einen Ordner gegeben mit dem Namen "Ungesehen löschen". Im Umkehrschluss folgern die Herausgeber, dass Texte, die weder vernichtet noch in diesen Ordner sortiert worden sind, keinem "generellen Veröffentlichungsverbot" unterlägen. Diese und eine erkleckliche Anzahl an Texten, die Herrndorf im Internetforum Die höflichen Paparazzi gepostet hat, sind in Stimmen zusammengefasst.