Kursgewinne der Lira :
Die türkische Währung erreicht ihr Vorkrisenniveau wieder

Von Michaela Seiser, Wien
Lesezeit: 2 Min.
Ist wieder wertvoller: Die türkische Lira hat sich von ihren Krisentiefs erholt.
Aus Angst vor hohen Schulden und Folgen des Streits mit Amerika stürzte die türkische Lira im Sommer ab. Nun kostet sie wieder mehr – ganz ohne neue Notenbankhilfe.

In der Türkei festigt sich die gebeutelte Landeswährung Lira weiter. Am Dienstag betrug der Wechselkurs zum Euro weniger als sechs Lira. Im August wurden noch fast acht bezahlt. Mit dieser seit Oktober andauernden Rally befindet sich die Lira wieder auf Niveaus, die vor der Krise im August üblich waren. Damals hat die Währung seit Jahresbeginn 40 Prozent ihres Wertes eingebüßt.

Die derzeitige Festigung passiert trotz ausbleibender weiterer Unterstützung durch die Zentralbank. Analysten stehen der Entwicklung skeptisch gegenüber. Tatsache ist, dass der Realzins in der Türkei aufgrund des markanten Anstiegs der Inflation wieder negativ ist – wogegen er Anfang August, also vor der „Krise“, noch über zwei Prozent lag. Damit sei das Grundproblem der Lira nicht gelöst, findet die Commerzbank, selbst wenn eine gewisse Beruhigung am Markt gegenüber der Lira eingetreten ist.

Die Gesamtinflation war im November auf mehr als 25 Prozent gestiegen. Unklar ist aus Sicht der Commerzbank, ob zunehmende Preiskontrollen bereits jetzt schon Auswirkungen auf die Inflation zeigen. Zumindest der seit Anfang Oktober rückläufige Ölpreis und die wieder etwas festere Lira könnten etwas Entspannung bringen, vor allem auch bei den Erzeugerpreisen. Dennoch bleiben Zweifel, ob die Zentralbank wirklich wieder auf eine proaktive Geldpolitik umgeschwenkt hat und die Zinsen weiter anheben wird, solange die Inflation über dem Inflationsziel von fünf Prozent liegt.

So lange diese Zweifel bestehen, bleibt die Lira anfällig, sobald sich die Marktstimmung wieder eintrübt. Aus Sicht der Raiffeisen Bank International (RBI) wurden im Laufe der zurückliegenden Monate einige der Risikofaktoren, die zuvor zum Ausverkauf der Währung geführt hatten, ausgepreist. Vor allem sei die Glaubwürdigkeit der lokalen Zentralbank wieder hergestellt, findet Analyst Sebastian Petric.

Dies hat aus seiner Sicht dazu beigetragen, dass die türkische Währung eine der besten Entwicklungen innerhalb der Schwellenländer erreichte. Allerdings sieht er zu Jahreswechsel die Währung wieder unter Druck. Hauptgrund ist die Erwartung des Eintritts weiterer Risiken im nächsten Jahr.