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Bayern-Sieg über Benfica Drei Tage Ruhe

Nach dem 5:1 gegen Benfica Lissabon beschwören die Spieler des FC Bayern die enge Verbundenheit zu Niko Kovac, der aber weiterhin nur Trainer auf Bewährung ist. Sein nächstes Endspiel steigt am Samstag in Bremen.
Niko Kovac und Franck Ribéry

Niko Kovac und Franck Ribéry

Foto: Bongarts/Getty Images

Uli Hoeneß machte es diesmal ganz kurz. Anders als bei seiner siebenminütigen Rede vom Samstag sprach er nur ganze vier Worte im Vorübergehen, die da lauteten: "Ich bin sehr zufrieden." Dann entschwand der beglückte Präsident des FC Bayern in die Nacht und verwies noch auf den Sportdirektor nach ihm, denn am Dienstag durfte auch Hasan Salihamidzic mal wieder etwas sagen. Aber dazu später mehr.

Das 5:1 über Benfica Lissabon war ein souveräner Sieg, die beste Leistung des FC Bayern seit vielen Wochen. Ein Abend der Altstars, zum Schwelgen für Nostalgiker, zwei herrliche Tore von Arjen Robben, eines von Franck Ribéry, zwei Kopfballtreffer von Robert Lewandowski. Drei Torschützen, 99 Lebensjahre.

Man erkannte einige Ideen, die Rückkehr der Spielfreude und zumindest in Ansätzen wieder eine durchdachte Strategie. Kampfgeist, Körpersprache, Präsenz, es sah noch nicht ganz, aber schon wieder eine Winzigkeit nach dem alten FC Bayern aus. Nach Wochen voller demütigender Rückschläge, Blamagen und reihenweise verspielter Führungen spürte man zumindest wieder einen Hauch von Selbstbewusstsein.

Mia san mia light.

Doch so groß bei den Spielern die Freude und die Erleichterung nach Abpfiff war, so sehr sie die Einheit im Team beschworen und sich demonstrativ hinter ihren Trainer stellten und so selbstverständlich es war, dass der starke Auftritt Niko Kovac vor dem sofortigen Rauswurf bewahrte, so klar ist auch, dass Kovac weiterhin nur auf Bewährung auf der Bank sitzt. Eine Niederlage am Samstag in der Bundesliga in Bremen, und Kovac muss erneut um seinen Posten bangen.

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Fotostrecke: Die Traumtore des alten Mannes

Foto: Matthias Balk/ dpa

Am Dienstag aber konnte er erst einmal aufatmen. Warme, fast schon rührselige Worte für den Trainer fand Arjen Robben: "Ich habe mich gefreut für ihn als Mensch", so der Holländer, "er reißt sich auch täglich den Arsch auf. Er gehört zu uns." Auch Thomas Müller sprach vom Zusammenhalt. "Der Sieg tut uns gut und tut dem Trainer gut. Es war kein Spiel für den Trainer, sondern für den Verein. Wir wollten einfach ein gutes Spiel für den Klub machen." Haben sie auch getan. Doch was hat es trotz aller Beteuerungen wirklich mit der Einheit auf sich? Während der Partie und auch nach dem Spiel gab es dazu erstaunliche Beobachtungen.

Umarmung nur von Ribéry

Bei keinem einzigen der fünf Münchner Tore gab es einen Fingerzeig, einen Jubel in Richtung Kovac, die Spieler feierten unter sich und winkten lieber in Richtung Tribüne. Eine Umarmung für Kovac gab es nur von Franck Ribéry, als der unmittelbar nach seinem Tor zum 5:1 ausgewechselt wurde und sich noch sichtlich in einem euphorischen Ausnahmezustand befand. Seltsam mutete die Szenerie nach Abpfiff an: Ein kurzes Abklatschen mit Jerome Boateng, das war der einzige Kontakt von Kovac zur eigenen Mannschaft.

Während die Bayern-Spieler sich vor der diesmal wieder jubelnd singenden Südkurve postierten, schritt Kovac dann plötzlich in die Hälfte von Benfica. Ein Plausch mit Lissabons Haris Seferovic, seinem Ex-Spieler bei Eintracht Frankfurt, ein Smalltalk mit Trainerkollege Rui Vitória. Dann ging Kovac in die Kabine, kein Blick in Richtung Mannschaft.

Zumindest bis Samstag wird Kovac nun auf der Bayern-Bank sitzen, für eine dauerhafte Job-Garantie reichte das Spiel freilich nicht. Noch diese Woche will sich das Dreigestirn der Klubführung ohne Kovac beratschlagen und die Gesamtlage analysieren. Mit dabei: Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge und Hasan Salihamidzic.

Salihamidzic bleibt in der Kritik

Genau jener Salihamidizic, der am Dienstag eben auch sprach - der Sportdirektor, der zuletzt lange abgetaucht war und bei dem man sich seit seinem Amtsantritt vor gut einem Jahr fragt, was er eigentlich so macht. Eine Antwort darauf konnte er auch am Dienstag nicht geben. Warum er denn nach dem 3:3 gegen Düsseldorf nichts gesagt habe, wurde er gefragt. "Ich war ja auch da", entgegnete er und ergänzte: "Und wenn ich was zu sagen habe, sage ich es auch."

Erstaunlich nur, dass ein Sportdirektor gerade in so einer schwierigen Situation wie am Samstag offensichtlich nichts zu sagen hatte. Vage blieb er danach, als er auf seine Aufgaben angesprochen wurde. "Ich habe viel im Hintergrund zu tun, im Winter, im Sommer." Auf die Bitte um Präzision seiner Tätigkeiten, im Winter, im Sommer, sagte er: "Sie wissen, wie kompliziert heute der Transfermarkt ist. Das kann man nicht präzisieren. Das ist ein Prozess." Aha.

Und was macht Salihamidzic im Frühling, im Herbst?

Zumindest erklärte er mit Nachdruck, dass man bislang in keiner Phase über einen anderen Trainer nachgedacht und auch "zu 100 Prozent" nicht mit Arsene Wenger gesprochen habe. "Wir werden in Bremen gewinnen", tönte Salihamidzic zum Abschluss forsch. Und wenn nicht? Dann hat Arjen Robbens Aussage vielleicht das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten. Dann darf bezweifelt werden, ob Niko Kovac immer noch zu den Bayern gehört.

Bayern München - Benfica Lissabon 5:1 (3:0)
1:0 Robben (13.) 2:0 Robben (30.) 3:0 Lewandowski (36.) 3:1 Gedson (46.) 4:1 Lewandowski (51.) 5:1 Ribéry (76.)
München: Neuer - Rafinha, Süle, Boateng, Alaba - Kimmich - Robben (72. Renato Sanches), Müller (81. Jeong), Goretzka, Ribéry (78. Wagner) - Lewandowski
Lissabon: Vlachodimos - André Almeida, Conti, Ruben Dias, Grimaldo - Pizzi (46. Gedson), Fejsa (76. Alfa), Gabriel - Rafa Silva, Jonas (59. Seferovic), Cervi Schiedsrichter: Daniele Orsato
Gelbe Karten: Robben, Ribéry / Alfa
Zuschauer: 70.000 (ausverkauft)