Ferkel dürfen in Deutschland vorerst weiterhin ohne Betäubung kastriert werden. Eigentlich sollte das Verfahren zum Beginn des kommenden Jahres untersagt sein. Der Bundestag hat nun beschlossen, die Übergangsfrist für ein Verbot der Methode bis Ende 2020 zu verlängern.

Union und SPD verteidigten ihr Vorgehen und sprachen von einer letztmaligen, aber momentan unvermeidlichen Fristverlängerung. Die Grünen, die Linke und der Deutsche Tierschutzbund kritisierten die Entscheidung. Die ehemalige Landwirtschaftsministerin Renate Künast (Grüne) warf der großen Koalition vor, sie sei "der parlamentarische Arm von Bauernverband und Schlachtindustrie" und trete den Tierschutz mit Füßen. Tierschutzpräsident Thomas Schröder sagte, es gebe bereits drei verschiedene tierschutzgerechte und praktikable Alternativmethoden.

Es fehlen passende Geräte auf dem Markt

Dem widersprach die Koalition. Die Tierschutzbeauftragte der SPD-Fraktion, Susanne Mittag, sagte, die vorhandenen Alternativmethoden seien "noch nicht vollkommen gangbar". So seien etwa die Geräte für eine Betäubung mit dem Mittel Isofluran auf dem Markt noch nicht ausreichend vorhanden. Die CDU-Abgeordnete Silvia Breher zeigte sich verärgert, dass nicht ausreichend an der Entwicklung von Alternativen gearbeitet worden sei. Deshalb müsse die Frist nun ein letztes Mal für zwei Jahre verlängert werden.

Das geplante Verbot ab 2019 war mit der Reform des Tierschutzgesetzes 2013 beschlossen worden. In Deutschland werden Millionen Ferkel wenige Tage nach der Geburt ohne Betäubung kastriert. Damit soll vermieden werden, dass das Fleisch von Ebern einen strengen Geruch und Beigeschmack bekommt. Tierschützerinnen kritisieren diese Praxis.