Bundeskanzlerin Angela Merkel befand sich bereits auf dem Weg zum G20-Gipfel im argentinischen Buenos Aires, als der Pilot des Regierungsfliegers Konrad Adenauer entschied, die Reise abzubrechen und kehrtzumachen. Der Grund: Die Kommunikationssysteme waren ausgefallen, sodass kein Kontakt zum Boden möglich war. Er musste deshalb per Satellitentelefon mit dem Flughafen Köln/Bonn die ungeplante Landung vorbereiten. Merkel verbrachte die Nacht in einem Bonner Hotel.

Ein solcher Komplettausfall der Kommunikationsanlage, die durch mehrere Ersatzsysteme abgesichert ist, gilt in der Luftfahrt als gefährlicher Notfall. Man gehe derzeit von einem Fehler in einer elektronischen Verteilerbox aus, die sowohl die Funkanlage als auch das System zum Ablassen des Kerosins steuere, hieß es von der Luftwaffe. "Es gibt überhaupt keinen Hinweis auf einen kriminellen Hintergrund", sagte ein Sprecher. Damit widersprach er einem Bericht der Rheinischen Post. Darin hieß es, Ermittler prüften, ob möglicherweise ein krimineller Hintergrund vorliege. Der Luftwaffensprecher dementierte zudem Berichte, dass das Flugzeug vor der Landung in Köln Kerosin abgelassen habe.

Ein direkter Weiterflug mit einem Ersatz-Airbus war laut Regierungssprecher Steffen Seibert nicht möglich, weil dafür keine weitere Besatzung verfügbar gewesen sei. Am Freitagmorgen um 4.30 Uhr ging es für die Kanzlerin, Finanzminister Olaf Scholz und einen sehr kleinen Teil der Delegation zunächst mit der Flugbereitschaft der Luftwaffe nach Madrid weiter. Von dort starteten sie gegen 9 Uhr an Bord einer Linienmaschine der Fluggesellschaft Iberia nach Buenos Aires, wo Merkel am Abend (Ortszeit) zumindest noch am Abendessen mit den anderen Staats- und Regierungschefs der G20-Staaten teilnehmen will.

Merkel: "Es war eine ernsthafte Störung"

Kanzlerin Merkel bestätigte am Freitagmorgen, dass es sich bei dem technischen Defekt an ihrem Regierungsflugzeug um ein größeres Problem gehandelt hat. Nach den Ereignissen könne sie sagen: "Es war eine ernsthafte Störung." Sie habe aber "eine sehr, sehr exzellente Crew gehabt". Das Kommando habe "der erfahrenste Kapitän der Flugbereitschaft" gehabt.

Auf die Frage, ob es nach mehreren Vorfällen mit Regierungsflugzeugen in jüngster Zeit notwendig sei, die Sicherheit dieser infrage zu stellen, sagte Merkel: "Ein einzelner Vorfall sollte uns nicht dazu bringen, das System zu verändern."

Die Konrad Adenauer mit Merkel an Bord war um 19 Uhr in Berlin gestartet und landete gegen 21 Uhr in Köln. Während eines Briefings war die Kanzlerin um kurz vor 20 Uhr mit den Worten "Es ist wichtig" von einer Flugbegleiterin aus dem Besprechungsraum des Airbus geholt worden. Kurze Zeit später teilte Merkel mit, dass man wegen eines technischen Defekts zurückkehren müsse. Der Flughafen Köln ist der Heimatstandort der Regierungsflugzeuge. Zudem war die verbleibende Flugzeit nach Köln geringer als nach Berlin.

Dort erwarteten mehrere Feuerlöschfahrzeuge Merkels Flugzeug, das eine harte Landung hatte, da beim Flug nach Köln kein Treibstoff abgelassen werden konnte. In der Folge wurden die Bremsen des Flugzeugs geprüft, da diese wegen des hohen Landegewichts nach Auskunft des Flugkapitäns stark beansprucht wurden.

Merkel will zum Abendprogramm in Buenos Aires sein

Angesichts der verzögerten Weiterreise gerät Merkels Programm in Buenos Aires durcheinander, wo Freitag und Samstag ein zweitägiger Gipfel der wichtigsten Wirtschaftsnationen der Welt (G20) stattfindet. Regierungskreise hatten am Donnerstag angekündigt, dass zahlreiche bilaterale Treffen, etwa mit den Präsidenten der USA, Chinas, Russlands und Indiens, geplant seien. Auf der Agenda stehen Themen wie Handelskonflikte und die Eskalation der Lage in der Ostukraine.

Merkel will unter anderem mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin über die Spannungen im Ukraine-Konflikt beraten. Der Konflikt war am Sonntag in der Meerenge von Kertsch eskaliert, als Russland mit einem Frachtschiff drei ukrainische Marineboote beschoss, dabei mehrere Matrosen verletzte und die Schiffe beschlagnahmte. Ein Treffen von Putin und Trump hatte der US-Präsident wegen der Krise abgesagt.

Regierungsflugzeuge bereiteten schon zuvor Probleme

Flugzeuge der Bundesregierung bereiten immer wieder Probleme. Erst Mitte Oktober gab es eine Panne mit der Konrad Adenauer. Nagetiere hatten die Maschine in Indonesien lahmgelegt und Scholz zur Rückreise per Linie von der Tagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) gezwungen. Mäuse oder Ratten waren in den geparkten Airbus gelangt und hatten wichtige Kabel angeknabbert.

Somit wurde Scholz nun zum zweiten Mal binnen sechs Wochen Leidtragender eines Defekts mit einem Langstrecken-Airbus, von denen die Flugbereitschaft nur zwei hat. Jüngst war es auch bei der Afrikareise von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu Verzögerungen wegen eines technischen Defekts an seiner Maschine gekommen.