Challenge League
Verrückt, aber wahr: Mit einem Heimsieg gegen Lausanne wäre der FC Aarau zurück im Aufstiegsrennen

Es klingt verrückt. Nach einem grauenhaften Saisonstart mit sechs Spielen und sechs Niederlagen kann der FC Aarau tatsächlich immer noch mit der Barrage liebäugeln. Warum das so ist.

Sebastian Wendel
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Nach krassem Fehlstart muss sich der FC Aarau von hinten durch die Tabelle der Challenge League pflügen – wie weit geht die Aufholjagd?

Nach krassem Fehlstart muss sich der FC Aarau von hinten durch die Tabelle der Challenge League pflügen – wie weit geht die Aufholjagd?

Karikatur: Swen

Anfang Monat kämpfte der FC Aarau ums Überleben. Alles andere als ein Sieg beim Vorletzten Chiasso hätte nichts Gutes verheissen im Abstiegskampf. Das war am 4. November, Aarau gewann in extremis mit 3:2.

26 Tage später betitelt der Autor einen Artikel über den FC Aarau mit den Worten «Endspiel um die Barrage». Und das mit vollem Ernst: Der FC Aarau kann in dieser Saison noch ein Wörtchen um den Aufstieg mitreden. Tönt verrückt, ist verrückt. Wie ist das möglich?

Die Ausgangslage vor dem Heimspiel gegen Lausanne-Sport präsentiert sich so: Mit einem Sieg würde der FC Aarau den Abstand auf sechs Punkte verkleinern. Damit könnte er die Waadtländer, die sich mit ihrem 12-Millionen-Kader in der Rückrunde in den Top 3 der Tabelle einnisten werden, bis zum Saisonende aus eigener Kraft überholen. Die Tür zu Rang 2 und somit zu den Barrage-Spielen, der Auf-/Abstieg-Lotterie Ende Saison gegen den Zweitletzten der Super League, wäre plötzlich ein Spalt breit offen.

2019: Spektakel oder Tristesse

Nach den beiden Dominatoren FC Zürich (2016/17) und Xamax (2017/18) ist die Challenge League in dieser Saison extrem ausgeglichen. Normalerweise verdammt ein Saisonstart à la FC Aarau mit sechs Niederlagen in sechs Spielen zu ewigem Abstiegskampf. Nicht in dieser Saison: Nach 15 von 36 Spielen beträgt der Abstand zwischen dem Ersten (Servette) und Letzten (Chiasso) überschaubare 18 Punkte. Seit Gründung der Zehnerliga wars nur einmal noch enger: Im November 2015 lagen 13 Zähler zwischen Leader Lausanne und Schlusslicht Aarau.

Zur Erinnerung: Es war die Saison, an deren Ende der FC Aarau nach einer fulminanten Rückrunde den zweiten Tabellenplatz nur um vier Punkte verpasste. Warum sollte den Aarauern heuer nicht Ähnliches gelingen? Die Qualität im Kader für eine Aufholjagd ist zweifellos vorhanden.

Will der FCA in der Rückrunde den Barrageplatz angreifen, sind zwei Dinge alternativlos: ein Sieg am Sonntag gegen Lausanne. Und in den verbleibenden zwei Vorrundenpartien gegen Vaduz und in Kriens nochmals mindestens vier Punkte. Geht Aarau gegen Lausanne hingegen als Verlierer vom Platz, beträgt der Abstand wieder zwölf Punkte. Der zweite Platz wäre kein realistisches Ziel mehr. Die Konsequenz wäre: Eine einschläfernde Rückrunde wie in der vergangenen Saison, als Aarau im unbedeutenden Mittelfeld festklebte.

«Rechnen gibt keine Punkte»

Was sagt Cheftrainer Patrick Rahmen zu der brisanten Ausgangslage vor dem Lausanne-Spiel? «Jeder bei uns kann die Tabelle lesen. Aber mit Rechnen gewinnt man keine Punkte. Wir wollen gegen Lausanne ein weiteres Mal bestätigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind.» Demut, Aggressivität und Leidenschaft – das sind die Werte, mit denen Rahmen seine Mannschaft am Sonntag auf den Platz schickt. Und er wird penibel darauf achten, ob sich gewisse Spieler nach den letzten Erfolgen bereits wieder in den Lehnstuhl begeben. «Wir haben den Anschluss ans Mittelfeld geschafft, aber wir sind noch lange nicht da, wo wir hinwollen. Mein Anspruch ist höher, auch wenn wir den schlechten Saisonstart bis zum Schluss spüren werden.» Aussprechen will es im Brügglifeld niemand, aber allen ist bewusst: Das Heimspiel gegen Lausanne ist gleichzeitig ein Endspiel um die Barrage. Mehr noch: ein Endspiel für einen attraktiven Rest der Saison und gegen einen Frühling mit sportlicher Bedeutungslosigkeit.

Nach vier Siegen in Serie hat das Team von Patrick Rahmen Rückenwind. Bleibt zu hoffen, dass gegen Lausanne daraus der Sturm auf die Barrage wird.

Spitzenkulisse für Spitzenspiel

Spezielle Momente erfordern spezielle Massnahmen. Am Sonntag ist es im Brügglifeld endlich wieder einmal so weit. Die auf den ersten Blick unspektakuläre Partie zwischen dem Tabellenneunten FC Aarau und dem Drittplatzierten Lausanne-Sport ist bei genauem Hinsehen ein heimliches Spitzenspiel – für das Heimteam ist die Partie wegweisend (siehe Text oben). Und ein solches verdient eine Spitzenkulisse. Um diese hinzukriegen, lanciert der FCA wieder die beliebte Ticketaktion «Bring a friend». Heisst: Jedes bezahlte Eintrittsticket (Saisonkarten und Tageskasse) erlaubt zur Mitnahme einer Begleitperson im entsprechenden Sektor. «Wir hoffen auf eine grossartige Kulisse. Einmal vor 4000 Zuschauern im Brügglifeld zu spielen, das wäre schon grossartig», hofft FCA-Stürmer Stefan Maierhofer auf eine angemessene Kulisse. Der widererstarkte Olivier Jäckle sagt: ««Wir hoffen natürlich auf zahlreiches Publikum. Vor unseren Fans können wir jeden Gegner schlagen.» (wen)