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Blutige Kämpfe: Gefangenenrodeo im Angola-Knast

Foto: Travis Gillett

US-Knast Rodeo im Hochsicherheitsgefängnis

Beim "Angola Prison Rodeo" steigen Häftlinge, die so etwas noch nie gemacht haben, auf wütende Bullen und ungezähmte Pferde. Fotograf Travis Gillet hat die Teilnehmer des brutalen Spektakels begleitet.

Sie sitzen lebenslang in ihren Zellen, doch zweimal im Jahr treten Mörder und Vergewaltiger beim Angola-Gefängnisrodeo im größten Hochsicherheitsgefängnis der USA gegen wilde Pferde und Bullen an. Es ist ein brutales Spektakel: Die Verletzungsgefahr ist groß, doch ein Preisgeld und der Jubel der Zuschauer locken.

Angola, korrekt Louisiana State Penitentiary, galt einst als gefährlichstes Gefängnis der Vereinigten Staaten. Inzwischen haben sich die Haftbedingungen verbessert. Über 6000 Gefangene sind heute in der Einrichtung untergebracht, sie werden von rund 1800 Angestellten bewacht und betreut.

Es sind die harten Fälle: Raubüberfall, Vergewaltigung, Mord. Ein Großteil der Insassen wird das Gefängnis zu Lebzeiten nicht mehr verlassen. Der Bundesstaat Louisiana, wo sich das Gefängnis befindet, hat die höchste Inhaftierungsrate der USA und ist bekannt für seine harte Strafen.

Wie ein Volksfest - nur blutiger

Der frühere Gefängnisdirektor Burl Cainder wollte mit dem Rodeo das Image der Einrichtung aufbessern: Er ließ eine Arena bauen, 1965 war die erste Veranstaltung. Heute gilt die Show als eine der beliebtesten im Süden der USA. Im April und Oktober kommen bis zu 10.000 Besucher, um die Gefangenen zu bejubeln.

Die Stimmung ist ausgelassen: Es gibt Limonade, eine Gefangenenband spielt. Auf einem Basar können die Besucher Handgemachtes von den Insassen kaufen, bevor sie sich die Rodeos anschauen. Der Fotograf Travis Gillet  bekam Zugang zur Tribüne der Teilnehmer und durfte mit den Insassen sprechen. Sehen Sie hier seine Fotos:

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Blutige Kämpfe: Gefangenenrodeo im Angola-Knast

Foto: Travis Gillett

Die Männer treten in verschiedenen Disziplinen gegeneinander an. Beim "Convict Poker" sitzen vier Personen an einem Tisch, werden von einem wilden Stier angegriffen. Wer zuletzt aufsteht, siegt. Bei "Guts & Glory" gewinnt derjenige, der sich einen Poker-Chip von der Stirn eines Stiers schnappt. So lange wie möglich auf dem Rücken eines sich aufbäumenden Pferdes zu bleiben, gilt als Ziel bei den "Rough Riders".

Die Männer tragen Helme und Schutzwesten, doch trotzdem sind Knochenbrüche, blaue Flecken oder Schürfwunden nicht ungewöhnlich. Ein vorheriges Training bekommen die Insassen nicht, die meisten Teilnehmer haben vorher noch nie auf einem Pferd oder Bullen gesessen.

Die Gefangenen zwingt niemand, sie melden sich freiwillig; es wird ausgelost, wer teilnehmen darf und in welcher Disziplin. Jedes Mal bewerben sich viel mehr Männer, als es Startplätze gibt. "Fast jeder, mit dem ich gesprochen habe, wollte teilnehmen", sagt Gillet.

Jubel und Preisgeld locken

Nur Häftlinge, die sich gut verhalten, dürfen an den Rodeos teilnehmen - es gilt als Belohnung. Die Veranstaltung dient zur Disziplinierung, sie sorgt dafür, dass sich die Insassen benehmen. Verstößt einer gegen die Regeln, ist die Erlaubnis schnell weg.

Warum wollen sie trotz aller Gefahren mitmachen? Für viele Gefangene ist das Preisgeld wichtig. Mit ihrer Arbeit im Gefängnis verdienen die Insassen sehr wenig. Die Rodeos bringen hingegen hohe Einnahmen - je gefährlicher, desto höher der Gewinn. Laut Gillet genießen einige den Moment des Ruhms, wenn das Publikum klatscht und sie bejubelt.

Sie albern mit anderen Häftlingen herum, sehen aber auch Freunde und Familie. "Es ist, als wärst du kein Häftling mehr, es ist, als wäre ich wieder draußen", sagt Timothy Gay. Für einen kurzen Augenblick können sie den Gefängnisalltag vergessen, sich an das Leben auf der anderen Seite des Zauns erinnern und einen Hauch von Freiheit genießen.