Lehrerblog: Wenn der Lehrerin die Stimme versagt

Stimmstörungen sind bei Lehrern nicht selten

Stimmstörungen sind bei Lehrern nicht selten

Foto: drubig-photo - Fotolia
Von: Frau Bachmayer

Frau Bachmayer ist Mitte 30 und Lehrerin. Sie liebt ihren Job – aber natürlich gehen ihr ihre Schüler und Kollegen manchmal richtig auf den Keks. Bei BILD plaudert sie jeden Freitag aus dem Nähkästchen. Da sie dennoch gern ihren Job behalten möchte, bloggt sie anonym als Frau Bachmayer. Ihre Geschichten aber sind echte Geschichten einer garantiert echten Lehrerin – die oft zwischen allen Stühlen sitzt.

In der kalten Jahreszeit fliegen mir die Viren und Bakterien nur so um die Ohren. Trotzdem steckt hinter dem Stimmversagen unter uns Lehrern oft eine andere Ursache. Steffi hat schon seit Jahren immer wieder Probleme damit.

„Kein Wunder, wenn man in der 5c immer nur rumschreien muss. Sonst hört mir ja keiner zu“, krächzt sie heiser. Dann wird ihre Stimme viel zu hoch. Vor allem, wenn die Stimme dann falsch belastet wird, kommt es zum Stimmverlust.

Jede dritte Lehrkraft ist von Stimmverlust betroffen

Steffi geht mittlerweile schon seit zwei Jahren zur Logopädie, um an ihrer Stimme zu arbeiten. „Ich glaube mittlerweile, das ist psychisch“, klagt sie. An unserer benachbarten Grundschule hat schon fast jede Lehrerin eine Stimmstörung gehabt, und das nicht nur im Winterhalbjahr. Zwei Kolleginnen fallen deswegen schon seit längerer Zeit aus. Stimmstörungen sind eben eine typische Lehrerkrankheit.

Was tun Stimmstörungen ?

Ohne Stimme können wir nicht mehr unterrichten. Ich habe schon vor ein paar Jahren bei einem befreundeten Chorleiter ein Wochenendseminar zur Stimmbildung gemacht. Neben der Schulung der Stimmtechnik und speziellen Atemübungen haben wir auch viel gesungen. Das hat richtig Spaß gemacht. Und ich kann meine Stimme seitdem besser und wohl dosiert einsetzen.

Steffi versucht gerade mit Händen und Füßen zu reden. Zu diesem Zweck hat sie bestimmte Zeichen mit den Schülern vereinbart, um Arbeitsaufträge zu erteilen. Menke, der gern Frontalunterricht macht und den Lehrervortrag bevorzugt, schreibt seine Arbeitsaufträge einfach an die Tafel, falls ihm mal die Stimme wegbleibt.

Präventionskampagne „Stimme, Lärm, Akustik“

Unser Kultusminister hat das Problem erkannt und will mit wissenschaftlicher Begleitung entsprechende Stimmseminare für uns Lehrkräfte anbieten. „Die sollen sogar kostenlos sein“, meint unsere didaktische Leiterin. „Seit wann kriegen wir denn was vom Staat geschenkt?“, poltert Menke los. Doch bevor er sich weiter ereifern kann, erstickt seine Stimme in einem Hustenanfall.

Weitere Schutzmaßnahmen sind erforderlich

Im Unterricht müssten wir unsere Stimme gar nicht so strapazieren, wenn es entsprechende Lärmschutzmaßnahmen in den Klassenräumen gäbe. Mit relativ einfachen Mitteln ließen sich unsere Räume so dämmen, dass der Schülerlärm durch den bestehenden Hall nicht noch verstärkt wird. Manchmal ist es einfach nicht möglich, auch mit einer guten Stimmtechnik sich bei den Schülern Gehör zu verschaffen.

So lange es laute Klassen gibt, wird es auch für die Stimme anstrengend. Vor allem bei falscher Belastung. Steffi möchte es mit ihren Schülern mal mit einer Runde Joga ausprobieren. „Das beruhigt die Schüler“, flüstert sie mit ihrer Jogamatte unter dem Arm, „und schont die Stimme.“

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