Die Frankfurter Staatsanwaltschaft setzt ihre Razzien bei der Deutschen Bank wegen des Verdachts auf Geldwäsche fort. Um weiteres Material zu sichten, werden die Gebäude in Frankfurt am Main und Umgebung weiter untersucht, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Bereits am Donnerstag hatten fast 170 Beamtinnen und Beamte der Staatsanwaltschaft, des Bundeskriminalamts, der Steuerfahndung und der Bundespolizei die Gebäude durchsucht. Der Verdacht: Mitarbeiter des Konzerns sollen Kunden geholfen haben, sogenannte Offshoregesellschaften in Steuerparadiesen zu gründen und Gelder aus Straftaten zu waschen.

Die Ermittlungen richten sich gegen zwei Mitarbeiter der Bank im Alter von 46 und 50 Jahren sowie andere Verantwortliche des Unternehmens. Mindestens einer von ihnen soll in der Compliance-Abteilung arbeiten, die für den Kampf gegen Geschäfte wie Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung zuständig ist. Auch auf Vorstandsebene werden Durchsuchungen durchgeführt, wie die Staatsanwaltschaft bestätigte. Unter anderem sei das Büro des Regulierungsvorstandsmitglieds Sylvie Matherat durchsucht worden, sagte ein Insider.

Die Behörden sind auf die Deutsche Bank durch die Veröffentlichung der Panama Papers aufmerksam geworden. Das Bundeskriminalamt wertete die Daten aus diesem Leak aus. Daraufhin habe sich der Verdacht ergeben, dass die Deutsche Bank Kundinnen bei der Gründung von Offshoregesellschaften in Steuerparadiesen behilflich war, hieß es bei der Staatsanwaltschaft. Dabei seien Gelder aus Straftaten auf Konten der Deutschen Bank überwiesen worden, ohne dass die Bank Anzeigen wegen Geldwäscheverdachts erstattete. Über eine zum Konzern gehörende Gesellschaft mit Sitz auf den Britischen Jungferninseln sollen allein im Jahr 2016 über 900 Kunden mit einem Geschäftsvolumen von 311 Millionen Euro betreut worden sein.

Bankbeschäftigte sind per Gesetz verpflichtet, bei einem Verdacht, dass Kundinnen oder Kunden Geld aus kriminellen Geschäften waschen wollen oder Transaktionen im Zusammenhang mit Terrorismusfinanzierung stehen, dies unverzüglich zu melden – unabhängig von der Höhe des Betrages.

Die Panama Papers waren Journalisten zugespielt und im Frühjahr 2016 veröffentlicht worden. Die Unterlagen der panamaischen Anwaltskanzlei Mossack Fonseca enthalten Informationen über Geschäfte mit Briefkastenfirmen.

Die Deutsche Bank wollte sich bisher nicht zu der andauernden Durchsuchung äußern. Am Donnerstag hatte ein Banksprecher gesagt, das Institut sei der Ansicht gewesen, dass den Behörden längst alle relevanten Informationen zu den Panama Papers bereitgestellt worden seien. "Selbstverständlich werden wir eng mit der Staatsanwaltschaft in Frankfurt kooperieren, da auch uns daran gelegen ist, alle Verdachtsmomente aufzuklären", sagte er.