Verkehrswege:Mit Rad und Bus um die Stadt

Verkehrswege: In China sollten spezielle Busse und Autos auf einer Trasse unterwegs sein. Obwohl es bereits einen Prototypen gab, wurde die Idee nicht verwirklicht.

In China sollten spezielle Busse und Autos auf einer Trasse unterwegs sein. Obwohl es bereits einen Prototypen gab, wurde die Idee nicht verwirklicht.

(Foto: ap)

Der Landkreis prüft, ob die als Alternative zum motorisierten Individualverkehr geplanten Schnellweg-Tangenten auch für den öffentlichen Personennahverkehr freigegeben werden könnten.

Von Iris Hilberth, Landkreis

Tangenten gehören zu den Zauberwörtern, mit denen Verkehrsplaner im Landkreis München versuchen, die Pendler flott zu machen. Damit nicht der gesamte Verkehr sternförmig auf München zuläuft, soll durch Querverbindungen das hohe Aufkommen entzerrt werden.

Schließlich müsste nicht jeder zwangsläufig in oder durch die Stadtmitte. Was für die Schiene schon lange diskutiert wird, bringt der Landkreis jetzt für die Radfahrer auf den Weg - und will damit gleich auch noch die Busse mit ins Boot holen. Ob das auf gemeinsamen Wegen geschehen soll, wie es mal in China mit Bussen und Autos gedacht war, ist offen.

Die im Sommer vergangenen Jahres beim Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München und dem Verkehrsplanungsbüro Kaulen in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie liegt nun vor und wurde am Mittwoch dem Mobilitätsausschuss vorgestellt. Sie zeigt auf, welcher Korridor die Gemeinden rund um München optimal verbinden kann. Ermittelt wurde, wo eine hohe Nutzung erwartet wird. Nun sollen die Untersuchungen zunächst im Nordosten und Südosten des Landkreises vertieft und zugleich geprüft werden, inwieweit es möglich ist, auch Busse auf die neuen Trassen zu schicken. "Die Frage nach der Eignung ist entscheidend für den Ausbau des ÖPNV", sagte Landrat Christoph Göbel (CSU), "wenn wir neue Achsen bauen, sollten wir den Busverkehr mit bedenken, egal, wie der dann angetrieben ist."

Verkehrswege: In China sollten spezielle Busse und Autos auf einer Trasse unterwegs sein. Obwohl es bereits einen Prototypen gab, wurde die Idee nicht verwirklicht.

In China sollten spezielle Busse und Autos auf einer Trasse unterwegs sein. Obwohl es bereits einen Prototypen gab, wurde die Idee nicht verwirklicht.

(Foto: ap)

Das Konzept sieht einen Basiskorridor von knapp 60 Kilometern vor, der sich in Hufeisenform von Oberschleißheim in Richtung Osten nach Garching, dann nach Süden über Ismaning, Aschheim, Feldkirchen, Haar, Grasbrunn bis Putzbrunn zieht. Ab Neubiberg wären zwei Varianten möglich gewesen, die Planer geben der nördliche Strecke über Unterhaching an der Stadtgrenze entlang durch den Perlacher Forst und nördlich der Gemeinde Pullach vorbei den Vorzug, weil hier mit mehr Nutzern gerechnet wird. Die südliche Variante würde durch Taufkirchen und den nördlichen Bereich von Oberhaching führen, dann Grünwald und Pullach jeweils im südlichen Gemeindeteil schneiden und schließlich im Münchner Stadtteil Solln in den Forstenrieder Park münden. Beide Strecken würden in Neuried wieder aufeinandertreffen. Realisiert werden könnten die Pläne bis zum Jahr 2034.

Mindestens 2000 Radfahrer pro Tag

Landkreis finanziert Elektrobusse

Der Landkreis wird die Kosten zur Umstellung der Buslinien auf Elektrobetrieb nun doch selbst übernehmen. Das hat der Ausschuss für Mobilität und Infrastruktur am Mittwoch beschlossen. Ursprünglich war vorgesehen, analog zu dem Konzept in Unterföhring auch für andere Linien vorzugehen. Demnach würde die Gemeinde die entstehenden Mehrkosten durch den Einsatz von Elektrobussen übernehmen und der Landkreis nur zahlen, was ein normaler Betrieb von Dieselbussen kosten würde. Dieses Vorschlag kam in den Kommunen, in denen die ersten Batteriebusse fahren sollen, nicht gut an. Weder Oberhaching noch Taufkirchen oder Garching sind bereit, dieses Geld auszugeben. Aus Neuried lag dem Landratsamt noch kein Beschluss vor. Nun folgten die Kreisräte dem Vorschlag aus Oberhaching, nach dem die Kosten für Projektsteuerung und Vorläuferbetrieb sowie die Betriebskosten vom Landkreis übernommen werden. Die Gemeinden kommen nur für den Kauf und die Errichtung der Ladeinfrastruktur an der Strecke auf. Hierfür soll eine Zweckvereinbarung zwischen den Kommunen und dem Landkreis erarbeitet werden.

Überrascht war Landrat Christoph Göbel (CSU) von der Rückmeldung der Gemeinden nicht. Es sei zu erwarten gewesen, dass die Kommunen das zwar für eine tolle Idee hielten, die Kosten aber ihre Möglichkeiten überstiegen. "Da müssen wir selbst in die Bütt. Und wenn das solide über den Kreis aufwächst, ist das auch finanzierbar", sagte er in der Ausschusssitzung. Der erste Elektrobus soll erst in vier Jahren fahren. "Es kann nicht sein, dass das so lange dauert ", findet Christoph Nadler von den Grünen. Stefan Schelle (CSU) mahnte an, "noch weiter nach vorne zu schauen" und auch Fahrzeuge mit Brennstoffzellen zu berücksichtigen.hilb

Die Umsetzung der Basisvariante würde insgesamt 28 Millionen Euro kosten. Nimmt man die Variante über etwa 18 Kilometer noch hinzu, kämen noch acht Millionen Euro drauf. Erfreulich für den Landkreis: Ende September hat das bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr die Grundlage für eine einheitliche Förderung von Radschnellwegen geschaffen, die sich nach einer Vereinbarung zwischen Bund und Ländern richtet. Demnach können eigenständige und straßenbegleitende Radschnellwege sowie entsprechende Radfahrstreifen als alleinige oder Mitbestandteil einer mindestens zehn Kilometer langen Radschnellverbindung in den Jahren von 2017 bis 2030 gefördert werden. So hat es die Regierung von Oberbayern im Oktober in einem Schreiben dem Landratsamt mitgeteilt. Allerdings muss ein Potenzial von durchschnittlich mehr als 2000 Radfahrern pro Tag prognostiziert werden.

Das ist bei den geplanten Tangenten durchaus der Fall, hier werden auf vielen Abschnitten mehr als 3000 Radler vorhergesagt, an manchen Stellen sogar doppelt so viele. Dann bekäme der Landkreis 75 Prozent der Kosten von Bund und Land gezahlt und müsste selbst nur ein Viertel übernehmen.

Wichtig ist den Kreisräten, dass die Kommunen in die Planungen miteinbezogen werden und die Plausibilität der Streckenführung geprüft wird. "Wir haben allein 30 Jahre gebraucht, um den Radweg nach Oberbiberg zu bauen", gab der Bürgermeister von Oberhaching, Stefan Schelle (CSU) zu bedenken, "es nützt nichts wenn wir zu Schluss einen Flaschenhals haben, durch den alle durch müssen."

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