Unser Club Dienstag, 31.01.2023

Obdachlosenhilfe: "Eine Freude, das Leben Bedürftiger besser zu machen"

Fotos: fcn.de

Der Club und die Sparkasse Nürnberg rufen zu einer neuen Community-Aktion auf und wollen dort helfen, wo Hilfe dringend nötig ist. Unter dem Motto "Gemeinsam helfen vorm Derby", unterstützt die Club-Familie am Samstag, 04.02.23, die ehrenamtliche Initiative "Obdachlosenhilfe Nürnberg" bei der Ausgabe von Lebensmitteln an Bedürftige. Club-Mitarbeiterin Michelle Sijanski engagiert sich seit rund sieben Jahren für die Obdachlosenhilfe und hat sich im Interview mit fcn.de über ihr ehrenamtliches Engagement unterhalten…

fcn.de: Servus Michelle, wie kam es zu deinem ehrenamtlichen Engagement bei der Obdachlosenhilfe Nürnberg und wie entstand die Initiative?

Michelle Sijanski: Die Obdachlosenhilfe Nürnberg entstand durch den ehemaligen Obdachlosen Mario Duic, der 2014 begann, Schlafsäcke an Menschen ohne feste Bleibe in Nürnberg zu spenden, um Menschen in Not unter die Arme zu greifen. Schnell sprach sich sein soziales Engagement in der Stadt herum. Als er kurz darauf seine Lebensgefährtin Sandra Feik, eine Freundin meiner Eltern kennenlernte, unterstützten wir ihn und verteilen seitdem jeden ersten Samstag im Monat Sach- und Lebensmittelspenden für bedürftige Menschen.

fcn.de: Wie hat sich euer ehrenamtliches Hilfsprojekt bis heute entwickelt?

Michelle Sijanski: Zu Beginn verteilten wir mangels Alternativen die Spenden hinter dem Hauptbahnhof aus einem Auto heraus an etwa 20 bis 25 Bedürftige. Mittlerweile haben wir mit der festen Ausgabestelle am Klarissenplatz in der Nürnberger Innenstadt vor dem Neuen Museum einen monatlichen zentralen Anlaufpunkt inklusive eines kleinen Zentrallagers. Außerdem waren wir anfangs ausschließlich auf private Spenden angewiesen. Erfreulicherweise hat sich mit der Zeit ein fester Spenderkreis etabliert und wir können darüber hinaus Produkte von der Bäckerei „Der Beck“ in der Wiesbadener Straße, von „Lebensmittel retten Großgründlach“ sowie diversen weiteren Spendern beziehen. Wir sind stolz, dass wir inzwischen jeden Monat 140 bis 180 Hilfesuchende versorgen können.

fcn.de: Wie viele Menschen engagieren sich in eurer Initiative ehrenamtlich?

Michelle Sijanski: Unsere Initiative besteht aus dem engen Kreis von 15 bis 20 Mitstreiter*innen.

fcn.de: Haben aktuellere Entwicklungen wie die Corona-Pandemie, enorme Preissteigerungen, und der Krieg in der Ukraine mit vielen Geflüchteten dazu beigetragen, dass noch mehr Menschen auf eure monatliche Ausgabe angewiesen sind?

Michelle Sijanski: Ja. Leider schon. Bei unserer monatlichen Spendenausgabe werden wir auch immer wieder mit tragischen Einzelschicksalen konfrontiert. In der Corona-Krise lernte ich beispielsweise einen Familien-Vater kennen, der durch die Pandemie leider seinen Job verloren hatte und den Lebensunterhalt für sich und seine Familie selbst mit staatlichen Hilfen kaum mehr stemmen konnte. Ein Mensch, der zuvor fest im Leben gestanden hatte, war durch den plötzlichen Verlust seiner Arbeit auf unsere Hilfe angewiesen. Auch durch den Krieg in der Ukraine gibt es viele Geflüchtete. Insbesondere ukrainische Frauen und Kinder, die bei uns Hilfe suchen. Seit einigen Monaten haben wir durch diese aktuelleren Entwicklungen auch bei den meisten Ausgaben gut 40 Hilfesuchende zusätzlich, was in den Monaten zuvor noch nicht der Fall war.

fcn.de: Woran merkst du bei der monatlichen Ausgabe, wie prekär die Lebenssituation vieler Menschen in Nürnberg ist?

Michelle Sijanski: Immer wieder sagen mir obdachlose Menschen, die zu uns kommen, dass sie vor der harten Wahl stehen, sich entweder Essen und Trinken oder eine Wohnung leisten zu können. Beides geht für sie nicht, weshalb sie zwangsläufig auf der Straße leben müssen oder lediglich über Nacht in Obdachlosenheimen unterkommen können. Was schnell vergessen wird, wenn man an obdachlosen Menschen in den Fußgängerzonen vorbeigeht, ist, dass diese oft genauso fest im Leben standen wie wir auch und relativ plötzlich und oft durch persönliche Schicksalsschläge in prekäre Situationen abgerutscht sind.

fcn.de: Die Club-Familie setzt sich seit Jahren auch in anderen sozialen Einrichtungen wie der Tafel Nürnberg oder der Bollerwagen Crew für mittellose Menschen ein. Glaubst du, dass trotzdem noch mehr Unterstützung aus der Politik für bedürftige Menschen nötig ist?

Michelle Sijanski: Fakt ist, dass Einrichtungen wie die Tafel, Initiativen wie die Bollerwagen Crew oder wir gerade in den letzten Monaten an der Belastungsgrenze sind, während es immer mehr Bedürftige gibt. Nicht nur in Nürnberg, sondern in ganz Deutschland. Hilfsorganisationen wie wir können die Nachfrage der bedürftigen Menschen in Nürnberg zusammen leider auch nicht komplett auffangen. Menschen, die zu uns kommen, haben keine Reserven. Trotzdem freut es uns, immer wieder in dankbare und glückliche Gesichter Bedürftiger hier in Nürnberg zu gucken, deren Leben wir ein wenig besser machen konnten.

fcn.de: Welche Möglichkeiten gibt es für Cluberer, am Derbytag unterstützen?

Michelle Sijanski: Ich freue mich sehr, dass uns die Club-Community am Derbytag bei der Spendenausgabe unterstützt und so einen kleinen Teil dazu beiträgt, bedürftigen Menschen in Nürnberg zu helfen. Als Club-Mitarbeiterin macht mich extrem stolz, dass die Community mit ihrem sozialen Engagement Organisationen oder Vereine wie uns immer wieder unterstützt. Zwischen 12 und 16 Uhr kann für unsere Spendenausgabe angepackt werden. Wir freuen uns über jede*n Helfer*in. Falls jemand an diesem Tag nur begrenzt Zeit hat, freuen wir uns zwischen 12 und 14 Uhr genauso sehr über Spenden.

Unter dem Motto „Gemeinsam helfen vorm Derby“ rufen der Club und die Sparkasse Nürnberg die gesamte Club-Familie auf, im Rahmen einer Anpackaktion die Obdachlosenhilfe Nürnberg am 04.02.23 zwischen 12 und 16 Uhr am Klarissenplatz zu unterstützen. Club-Spielerin Franziska Mai, Ex-Profi Helmut Rahner und Thomas Ziemer, Teamkapitän der FCN-Traditionself, und Dr. Thomas Grethlein, Aufsichtsratsvorsitzender des FCN, sind bei der Hilfsaktion ebenfalls mit dabei. FCN-Partner alfafood spendet 1.000 Kilogramm Nudeln bei der Hilfsaktion an Bedürftige.

Das soziale Engagement zur Unterstützung der Obdachlosenhilfe Nürnberg ist nachhaltig angelegt. Neben der Anpackaktion für die Lebensmittelausgabe am 04.02.23 kann jede*r die Obdachlosenhilfe Nürnberg an diesem Tag mit Spenden unterstützen. Darüber hinaus wird auf der Community-Plattform UnserClub.de ein monatlicher Spendenaufruf eingerichtet, um die Obdachlosenhilfe Nürnberg auch an jedem weiteren ersten Samstag im Monat mit Spenden aus der Club-Community zu unterstützen. Gebraucht werden immer Kleider, Lebensmittel und Hygieneprodukte. Für alle Aktionen werden engagierte Club-Fans gesucht. Infos und Anmeldung: unserclub.de.


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