WELTGo!
Journalismus neu erleben und produktiver werden
Ihr Assistent Journalismus neu erleben und produktiver werden
WELTGO! ENTDECKEN
  1. Home
  2. Politik
  3. Deutschland
  4. CDU-Regionalkonferenz: Ein Dreikampf, der eigentlich nur ein Zweikampf ist

Deutschland CDU-Regionalkonferenz

Ein Dreikampf, der eigentlich nur ein Zweikampf ist

Korrespondent
AKK, Merz und Spahn stellen sich in Lübeck der CDU-Basis

Für den CDU-Parteivorsitz wollen unter anderem Generalsekretärin Kramp-Karrenbauer, Ex-Unionsfraktionschef Merz und Gesundheitsminister Spahn antreten. Es ist das erste von bundesweit acht Treffen dieser Art - hier die Fragerunde.

Quelle: WELT

Autoplay
Schon bei der Vorstellung der Bewerber um den CDU-Vorsitz wird deutlich, dass Jens Spahn als krasser Außenseiter ins Rennen geht. Friedrich Merz und Annegret Kramp-Karrenbauer werden in Lübeck dagegen fast schon euphorisch empfangen.

Jens Spahn, keine Frage, hat ein bisschen Pech an diesem Abend im alten Lübecker Stadthafen. Bei der Auslosung der Startplätze für die große Vorstellungsrunde zieht er den dritten und letzten Platz. Das hat zur Folge, dass ein Großteil der Schlagworte, die er in seine Rede eingebaut, schon gefallen ist, bevor Spahn überhaupt zu Wort gekommen ist.

Das ist bitter für einen, der mit Überschriften punkten will und erfolgreich angreifen muss, weil er sonst vielleicht wirklich haushoch verliert beim Dreikampf um den CDU-Vorsitz.

Der hat ja in den vergangenen Tagen schon begonnen mit Interviews und Wortbeiträgen der Kandidaten in den Medien. Aber an diesem Donnerstagabend in der überfüllten „Kulturwerft Gollan“ treffen Annegret Kramp-Karrenbauer, die CDU-Generalsekretärin, Friedrich Merz, der frühere Bundestagsfraktionschef, und Jens Spahn, der Gesundheitsminister, zum ersten Mal zu einer jener acht Debatten aufeinander, die der Partei mehr Klarheit geben soll bei der Suche nach einem neuen Parteichef.

Christian Democratic Union (CDU) candidates Merz, Kramp-Karrenbauer and Spahn show signs with numbers displaying the order of their speeches at a regional conference in Luebeck
Christian Democratic Union (CDU) candidates Friedrich Merz, Annegret Kramp-Karrenbauer and Jens Spahn show signs with numbers displaying the order of their speeches at a regional c...onference in Luebeck, Germany, November 15, 2018. REUTERS/Fabian Bimmer
Quelle: REUTERS

Nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin von Angela Merkel, die die CDU seit 18 Jahren anführt und die bei der Neuwahl des Vorstands Anfang Dezember nicht wieder kandidiert.

AKK setzt sich von Merkel ab - ein bisschen

Dass Spahn, mit 38 der jüngste der drei Kandidaten, als krasser Außenseiter ins Rennen geht, wird schon bei der Vorstellung der drei Bewerber klar. Während Friedrich Merz fast schon euphorisch und Annegret Karrenbauer nur ein paar Dezibel leiser begrüßt wird, fällt der Applaus bei Spahn deutlich flacher aus. Ein Eindruck, das wird später deutlich, der sich bei ihm selbst in Nervosität ummünzt.

Zunächst aber tritt Annegret Kramp-Karrenbauer an das Pult. Die Generalsekretärin, die vielen Christdemokraten trotz der ersten Merz-Euphorie als Favoritin gilt, spult souverän genau die Rede ab, die man von ihr erwartet hat.

„AKK“, wie sie in der Partei genannt wird, setzt sich in der ersten Vorstellungsrede des Abends ein winziges Stückchen von Angela Merkel ab, der Bundeskanzlerin, deren Verzicht auf eine erneute Kandidatur als Parteichefin „Raum für das nächste Kapitel“ geschaffen habe. Platz für neue Stärke, neue Antworten, auch für eine erneute Auseinandersetzung mit den Ereignissen des Jahres 2015. „Wir müssen klären“, sagt Kramp-Karrenbauer, „was tun wir, damit sich der Herbst 2015 nicht wiederholt. Erst dann können wir wieder die Partei der Inneren Sicherheit sein“.

Lesen Sie auch
Migranten auf der Balkanroute im November 2015
Flüchtlingsjahr 2015

Die Saarländerin verweist auf ihre Erfahrung als erfolgreiche Wahlkämpferin und auf ihre „Zuhör-Tour“, mit der sie in den vergangenen Monaten an der Parteibasis gepunktet hat. Auch auf die „Erneuerung“ der Partei, die ja alle drei Kandidaten versprechen, die aber, so sieht es jedenfalls Kramp-Karrenbauer, längst begonnen hat. Mit ihrem eigenen Wechsel auf den Posten der Generalsekretärin. Mit 98 Prozent hat der Parteitag sie gewählt. Das ist ein Pfund. Und das weiß auch Friedrich Merz.

Im Stakkato verkündet Merz sein Programm

Der muss sich an diesem Abend nicht mit den eigenen Vermögensverhältnissen auseinandersetzen, sondern setzt erst einmal zu einer Verbeugung an. „Wir alle, und ich schließe mich ausdrücklich ein, sind Angela Merkel dankbar für 18 Jahre an der Spitze der CDU“, sagt Merz. Den Anti-Merkel, das macht Merz gleich klar, will er als Parteichef nicht geben. Als solcher würde er vermutlich auch nicht gewählt werden.

Lesen Sie auch
Sieht dem Ende ihrer Kanzlerschaft entgegen: Angela Merkel
Was nach Merkel kommt
Anzeige

So dann aber vielleicht doch. Im Stakkato verkündet der immer noch geübte Rhetoriker Merz sein Regierungsprogramm für den Parteivorsitz. Die CDU soll Partei der Mitte bleiben, sich für Wirtschaft wie Sozialstaat engagieren, Europa-Partei bleiben, Bürgerpartei werden. Und, das darf nicht fehlen in diesen Zeiten, die CDU müsse sich für „einen durchsetzungsstarken Rechtsstaat“ einsetzen, der weltoffenen Lebensstil erst ermögliche. Unterm Strich, so Merz, traue er sich zu, die CDU auf „mehr als 40 Prozent“ zu hieven und die AfD zu halbieren.

Spahn plädiert für einen modernen Konservatismus

Jens Spahn bleibt also nicht viel Spielraum als er als Dritter zu seiner Vorstellungsrede ansetzt. Kurz, das immerhin, aber nur ganz kurz, setzt er auf Angriff. Die CDU, sagt der Gesundheitsminister, benötige zu ihrer Genesung „kein Weiter so“ und auch „nicht Nostalgie“, sondern „einen Generationswechsel“, ein „wirkliches Zeichen“ für Mut und Aufbruch.

Wenn das so wäre, wenn die Union also eine Partei wäre, die jetzt alles ganz neu machen wollte, dann wäre Spahn der einzig logische Kandidat.

So aber, weil die Seele der Union nun wirklich keinen revolutionären Geist beschwören möchte, sondern im Grunde lieber zusammen rückt im vertrauten Kreis, kehrt auch Jens Spahn schnell wieder zurück zu christdemokratischer Realität. Wie Merz wirbt auch er für eine basisnähere CDU, die bei ihm „Mitmach-Partei“ heißt.

Auch Spahn plädiert für einen modernen Konservatismus, der sich um die „Durchsetzung des Rechts“ kümmert, den „Markenkern“ der Union, und der sich für „Freiheit“ und „Marktwirtschaft“ einsetzt, die er allerdings einem „Update“ unterziehen möchte. Das, sagt er, sei dringend notwendig, damit Deutschland „Digitalisierungsweltmeister“ werden, damit es einen „echten Neustart geben“ könne.

Jens Spahn, keine Frage, bemüht sich redlich, auch in der auf die drei Reden folgenden zweistündigen Fragerunde; aber seine Chancen hat er bei dieser ersten Regionalkonferenz nicht vergrößert.

Die nächste Gelegenheit hat er am kommenden Dienstag in Mainz. Dort findet die zweite Regionalkonferenz statt. Es folgen Veranstaltungen in Seebach (Thüringen), Halle/Saale, Böblingen, Düsseldorf, Bremen und Berlin, wo am 30. November die letzte der insgesamt acht Veranstaltungen stattfinden soll.

Die Entscheidung über den Parteivorsitz und damit auch über einen potenziellen Nachfolger Angela Merkels im Bundeskanzleramt fällt am 7. Dezember beim Parteitag der Christdemokraten in den Hamburger Messehallen. Dort werden rund 1000 Delegierte abstimmungsberechtigt sein.

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema