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Karriere Gehälter

Ab 50 zeigt sich, wie lukrativ ein akademischer Abschluss ist

Finanzredakteur
Bis dahin sollten Sie ihr Schäfchen im Trockenen haben

Mehr Gehalt – wer möchte das nicht? Den meisten Berufseinsteigern ist durchaus bewusst, dass sie zu Beginn ihrer Karriere erst einmal mit einem Einstiegsgehalt rechnen müssen. Doch dann geht es ja bis zur Rente steil aufwärts, oder?

Quelle: WELT

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Jenseits der 50 können nur noch Führungskräfte ihr Gehalt erkennbar steigern. Normale Arbeitnehmer haben es dagegen schwer. Doch zwischen den Ausbildungsberufen gibt es große Unterschiede. Experten raten, Chancen rechtzeitig zu nutzen.

Was das Gehalt angeht, unterscheiden sich die Biografien von Führungskräften und normalen Arbeitnehmern in einer entscheidenden Hinsicht: Während Chefs ihr Einkommen jenseits der 50 noch markant ausbauen können, haben Beschäftigte ohne Personalverantwortung in diesem Alter das Ende der Fahnenstange erreicht. Jenseits der großen Fünf sind selbst für Fachkräfte beim Verdienst keine großen Sprünge mehr drin.

Das führt dazu, dass sich die Gehaltsschere in den letzten anderthalb Jahrzehnten vor dem gesetzlichen Rentenalter öffnet. Während Angestellte mit Personalverantwortung in diesem Lebensabschnitt locker sechstellig verdienen, ist bei Facharbeitern in einem akademischen Beruf häufig nur die Hälfte drin. „Führungskräfte steigen in ihrem Gehalt deutlich stärker als Fachkräfte. Der Lohnunterschied wird im Laufe der Karriere immer größer“, sagt Tim Böger, Geschäftsführer von Compensation Partner.

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Die Beratungsgesellschaft hat knapp 46.000 Datensätze von älteren Beschäftigten ausgewertet und diese nach Personalverantwortung sowie Bildungsabschluss sortiert. Das Ergebnis ist eindeutig: In Jobs, die einen akademischen Abschluss erfordern, verdient die Hälfte der Fachkräfte weniger als 63.726 Euro, die andere Hälfte entsprechend mehr. In Ausbildungsberufen beträgt dieser Punkt, also der Median, 38.719 Euro.

Quelle: Infografik WELT

Die Zahl verdeckt jedoch, dass sich die Einkommensmöglichkeiten von Fachkräften mit Lehre oder Fachwirt stark unterscheiden. „Das geringste Einkommen nach dem 50. Lebensjahr beziehen Friseure mit einem Bruttojahreseinkommen von rund 25.000 Euro“, resümieren die Gehaltsexperten von Compensation Partner.

Damit müssen sich Vollzeit beschäftigte Friseure mit weniger als 2100 Euro im Monat begnügen. In Steuerklasse 1 kann das etwas über 1400 Euro netto im Monat bedeuten. Das Statistische Bundesamt (Destatis) verortet die Armutsgefährdungsschwelle für einen Einpersonenhaushalt im Bundesschnitt bei 999 Euro, bei einem Haushalt mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern unter 14 Jahren ist das Risiko, sozial ausgegrenzt zu sein, laut Destatis bei 2099 Euro im Monat gegeben.

Das heißt nicht, dass jede Friseurin und jeder Friseur arm ist. Doch angesichts steigender Mieten und Lebenshaltungskosten ist die Gefahr vor allem in den großen Städten nicht von der Hand zu weisen – insbesondere dann, wenn es sich um Alleinverdienerhaushalte handelt. Auch in der Rente ist das Geld dann oft knapp, vor allem wenn die Erwerbstätigkeit unterbrochen war oder Teilzeit gearbeitet wurde.

Quelle: Infografik WELT

Neben den Friseuren mit ihrem Bruttojahreseinkommen von rund 25.000 Euro zählt auch langjähriges Kassenpersonal zu den Berufsgruppen, die von Altersarmut bedroht sind. Die Auswertung von Compensation Partner ergab bei den über 50-Jährigen einen Median von 26.500 Euro im Jahr, also rund 2200 Euro brutto monatlich.

Die Hälfte der Verkäufer im Einzelhandel verdiente weniger als 28.900 Euro, und auch die Hälfte der Berufskraftfahrer und Call-Center-Agenten blieb mit ihren Gehältern unter der 30.000-Euro-Grenze. Wobei ein Viertel aller Call-Center-Mitarbeiter sogar mit 23.450 Euro abgefunden wurde.

Ein Jobwechsel kann sich auszahlen

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Ältere Beschäftigte müssen sich jedoch nicht mit unterdurschnittlichen Gehältern abfinden. „Mut zum Jobwechsel“ empfiehlt Böger. Erfahrenes Personal sei auf dem aktuellen Arbeitsmarkt besonders gefragt. „Es ergeben sich gute Chancen auch für ältere Beschäftigte, eine neue Stelle anzutreten.“ Nach Bögers Berechnungen sind bei einem neuen Arbeitgeber Gehaltssteigerungen von fünf bis zehn Prozent nicht unüblich. Wie das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg meldet, sind bundesweit rund 1,2 Millionen Stellen nicht besetzt.

Dass ein Stellenwechsel das Gehalt anschiebt, gilt für alle Einkommensgruppen, auch für die Spitzenverdiener. Die am besten vergüteten Fachkräfte in der Lebensphase jenseits der großen Fünf stellen die Chefärzte, die es in diesem Alter auf fast 226.000 Euro jährlich bringen. Damit verdient der normale Chefarzt in einem Monat fast so viel wie eine Friseurin im ganzen Jahr.

Quelle: Infografik WELT

Auf dem zweiten Platz folgen mit großem Abstand Geschäftsführer mit rund 129.500 Euro sowie Verkaufsleiter mit circa 125.500 Euro. Fachkräfte im gehobenen Alter ohne Personalverantwortung verdienen am besten, wenn sie als Business Developer arbeiten (knapp 96.000 Euro). Fachärzte und Vertriebsingenieure bringen es auf ein Median-Einkommen von fast 90.000 Euro. Ein Justiziar steht bei 80.000 Euro.

Insgesamt zeigt sich, wie stark sich ein akademischer Abschluss im Berufsleben auszahlt, vor allem wenn es sich um eine naturwissenschaftlich-technische, betriebswirtschaftliche oder juristische Qualifikation handelt.

Die gute Nachricht für alle Beschäftigten ist, dass das Risiko der Arbeitslosigkeit für alle Abschlüsse gesunken ist. Von den Hochschulabsolventen sind nur etwas mehr als zwei Prozent (2,3 Prozent) auf Jobsuche. Aber auch in den Ausbildungsberufen ist die Arbeitslosenquote inzwischen unter die Vier-Prozent-Marke gesunken. Anfang des letzten Jahrzehnts waren die Quoten für diese Qualifikationsstufe noch zweistellig. Zudem ist das Risiko, den Job zu verlieren, so niedrig wie zuletzt vor 40 Jahren.

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Derzeit gibt es also gute Chancen, den boomenden deutschen Arbeitsmarkt für einen Stellenwechsel zu nutzen und sein Gehalt aufzubessern. Wer dies nicht tut, kann in manchen Berufen über kurz oder lang aber im wahrsten Sinne alt aussehen.

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