Moderatorin Birgit Lechtermann: Mit Vorsorge hätte ihr Mann eine Chance gehabt

Moderatorin Birgit Lechtermann (58) 2004 mit ihrem verstorbenen Ehemann Willy Knupp († 70). Die beiden waren 27 Jahre ein Paar, davon zwölf Jahre verheiratet

Moderatorin Birgit Lechtermann (58) 2004 mit ihrem verstorbenen Ehemann Willy Knupp († 70). Die beiden waren 27 Jahre ein Paar, davon zwölf Jahre verheiratet

Foto: picture alliance / Eventpress
Von: Nicola Pohl

"Komm, mein Sohn, heute gehen wir mal zum Urologen!" – Klingt nicht unbedingt nach etwas, was ein Teenager von seinem Vater hören will. Würde aber durchaus Sinn machen, wenn es nach ARD-Moderatorin Birgit Lechtermann ("Live nach 9") geht.

Die Kölnerin kämpft seit Jahren für bessere Aufklärung beim Thema Männer-Gesundheit. Lechtermann zu BamS: "Männer denken, ihr Körper ist eine Maschine und wenn mal was kaputt ist, dann muss es irgendwann repariert werden. Im Vorfeld ölen und warten ist meist nicht drin.“

Lechtermann weiß aus bitterer Erfahrung, wie wichtig das ist: Ihr Mann Willy Knupp starb 2009 an Darmkrebs. Möglicherweise hätte er gerettet werden können, wäre die Krankheit eher entdeckt worden.

Lechtermann: „Wäre mein Mann früher zur Vorsorge gegangen, hätte er vielleicht eine Chance gehabt. Denn wird diese Krankheit früh genug erkannt und behandelt, ist die Aussicht auf Heilung noch da. Man sollte sich auch frühzeitig informieren, ob es in der eigenen Familie Vorerkrankungen gibt.“ Bei Lechtermanns Ehemann war genau das der Fall. „Erst nachdem seine ältere Schwester an Darmkrebs gestorben war, fasste er sich ein Herz und ging zum ersten Mal zum Test. Leider zu spät.“

Zwei Ärzte aus Nordrhein-Westfalen haben sie besonders beeindruckt. Lechtermann erzählt: "Ich habe vor Kurzem ein Interview mit zwei ganz jungen Urologen gemacht, die mir erzählten, dass sie Sexualkunde-Unterricht an Schulen geben – und zwar nur für Jungs! Das ist ein Projekt in Nordrhein-Westfalen und es sei erstaunlich, so die beiden Ärzte, wie offen die Jungs plötzlich reden und Fragen stellen, wenn sie unter sich sind. Und es wurde deutlich, dass sich die Jungs weitaus weniger gut mit ihrem Körper auskennen als die Mädchen.“

Birgit Lechtermann gilt in der TV-Branche schon fast als Urgestein. Sie moderiert seit über 30 Jahren, wurde 1985 vor allem durch „1,2 oder 3“ bekannt. Seit Mai 2018 muss sie früh aufstehen: Sie moderiert die ARD-Frühstücksshow „Live nach 9“ mit ihrem Kollegen Marc Weide (27)

Birgit Lechtermann gilt in der TV-Branche schon fast als Urgestein. Sie moderiert seit über 30 Jahren, wurde 1985 vor allem durch „1,2 oder 3“ bekannt. Seit Mai 2018 muss sie früh aufstehen: Sie moderiert die ARD-Frühstücksshow „Live nach 9“ mit ihrem Kollegen Marc Weide (27)

Foto: WDR/Linda Meiers

Lechtermanns Idee: Jungen möglichst früh in Gesundheitsthemen einbeziehen. Sie sagt: „Wir Frauen hören viel öfter und vor allem früher, wie wichtig Vorsorge ist. Da geht die Mutter mit der Tochter zum Frauenarzt und erklärt ihr, was da passiert. Aber welcher Vater tut das schon mit seinem 16-jährigen Sohn? Die letzte obligatorische Jugenduntersuchung steht zwischen zwölf und 14 Jahren an. Und danach? Nichts mehr! Zumal die Untersuchung bei der Musterung auch fast weggefallen ist. Als Nächstes gehen Männer erst wieder in fortgeschrittenem Alter zum Arzt. Und das meistens nur, weil etwas nicht stimmt.“

Warum das so ist? Lechtermann: „Männer haben Angst vor einem schlechten Ergebnis beim Arzt, deshalb gehen sie lieber gar nicht. Sie glauben zwar, dass sie Drachen töten können, aber beim Thema Arzt sind sie plötzlich weg.“

Themen wie Ernährung, Sport aber auch rechtzeitige Vorsorge bei Darm- und Prostata-Krebs diskutiert sie alle zwei Wochen mit Prominenten und Experten in ihrer eigenen Gesundheitssendung auf „health tv“ (sonntags, 19.30 Uhr). Was sie selbst tut? Viel, aber nicht zu viel! Lechtermann: „Regelmäßig zum Frauenarzt, außerdem zum Screening beim Hautarzt, zum Arterien-Check und eine Darmspiegelung hab ich auch schon hinter mir.“ Gern nachmachen, liebe Männer!

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