Berlin. Widersprüchliche Angaben zur Zahl der befragten Mitarbeiterinnen werfen Fragen auf. Angestellte unterstützen die Abberufung Knabes.

In der eiligen Abberufung von Hubertus Knabe als Chef der Stasiopfer-Gedenkstätte Hohenschönhausen sorgen Widersprüche für neues Aufsehen. Anlass bieten Aussagen, die Marianne Birthler am Donnerstag im Rahmen einer Mitarbeiterversammlung getätigt haben soll – und die den Darstellungen des Stiftungsrats entgegenstehen, der am Sonntag den sofortigen Rauswurf Knabes beschlossen hatte.

Konkret geht es um einen Bericht Birthlers, der als Grundlage für die Entscheidung des Aufsichtsgremiums gilt. Darin hat Birthler, die in der Gedenkstätte als Vertrauensperson die Vorwürfe sexueller Belästigung gegen die Stiftungsleitung aufklären soll, die Ergebnisse mehrerer Gespräche mit Mitarbeiterinnen zusammengefasst. Der Stiftungsrat hatte dem Kammergericht mitgeteilt, dass es „mehr als 40 Gespräche“ gegeben habe, am Mittwoch sprach eine Sprecherin der Kulturverwaltung auf Anfrage von „rund 40 Gesprächen“. Nun aber hat nach Morgenpost-Informationen Birthler selbst die Zahl revidiert: Auf der Mitarbeiterversammlung soll sie gesagt haben, es seien lediglich 29 gewesen. Auch seien die Ergebnisse laut Birthler nicht repräsentativ.

Birthler wollte ihre Aussagen auf der Mitarbeiterversammlung auf Anfrage nicht kommentieren. Trotzdem wirft die kolportierte Darstellung die Frage auf, inwiefern sich der Stiftungsrat, dem neben Kultursenator Klaus Lederer (Linke) auch Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) und der Stasiopfer-Vertreter Dieter Dombrowski (CDU) angehören, mit dem Bericht überhaupt tiefergehend befasst hat – und ob Knabe nicht doch aus anderen Gründen abberufen wurde. Die Kulturverwaltung äußerte sich bis Redaktionsschluss nicht.

Mitarbeiter unterstützen Knabes Rauswurf

Unterstützung erhält der Stiftungsrat derweil von mehreren Mitarbeitern, die sich hinter Knabes Abberufung stellen. „Wir halten diesen Schritt angesichts der Sachlage für notwendig“, schreiben sie in einer aktuellen Stellungnahme. Den Eindruck einer Intrige gegen Knabe teilten sie nicht, er habe sich „durch sein jahrelanges Unterlassen, Wegsehen und Mittun“ und das „von ihm zu verantwortende Klima der Angst und Einschüchterung“ selbst zu Fall gebracht.

Währenddessen geht der Streit zwischen Dombrowski und dem CDU-Bundestagsabgeordneten Arnold Vaatz weiter. In einem neuen Brief wirft Vaatz Dombrowski unter anderem vor zu lügen, wenn er sage, Knabe habe bereits in der Zeit zwischen 2014 und 2016 Weisungen des damaligen Kulturstaatssekretärs Tim Renner (SPD) erhalten, gegen sexuelle Belästigungen in der Gedenkstätte vorzugehen. „Der Stiftungsrat ist überhaupt nicht befugt, dem Direktor der Gedenkstätte Weisungen zu erteilen“, so Vaatz. Zudem habe Knabe bereits 2016 seinen mit Vorwürfen belasteten Stellvertreter in einem Gespräch ermahnt.

Mehr zum Thema:

Kurzer Arbeitstag für Hubertus Knabe

Stiftungsrat: Vorstand Hubertus Knabe abberufen