Berlin. Bayer streicht weltweit 12.000 Stellen. Für die 5200 Mitarbeiter des Pharma-Konzerns in Wedding sind die Folgen noch unklar.

Der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer hat angekündigt, bis Ende 2021 rund 12.000 der weltweit 118.200 Arbeitsplätze abbauen zu wollen, einen großen Teil davon in Deutschland. Welche Folgen das für die 5200 Mitarbeiter am Berliner Standort hat, ist noch unklar. Das sagte ein Bayer-Sprecher am Donnerstag der Berliner Morgenpost.

In dem Werk in Wedding werden unter anderem Verhütungsmittel und Kontrastmittel für die Radiologie produziert. An der Müllerstraße betreibt Bayer aber auch Forschung und Entwicklung. Der Konzern hatte den Standort 2006 vom Berliner Pharmakonzern Schering übernommen. Nach einer Umbenennung in Bayer Schering Pharma AG ging das Unternehmen 2011 in die Bayer Pharma AG über. Seit 2016 wird das Werk als Division „Pharmaceuticals“ unter dem Dach der Bayer AG geführt.

Mitarbeiter sind verunsichert

Der größte Teil des Stellenabbaus werde auf das Pflanzenschutzgeschäft und die übergreifenden Konzernfunktionen entfallen, teilte Bayer mit. Allerdings soll der Stellenabbau in der Bundesrepublik sozialverträglich erfolgen, betonte das Unternehmen. Bayer vereinbarte mit dem Betriebsrat ein Zukunftssicherungsprogramm, das betriebsbedingte Kündigungen im Personalverbund der Bayer AG in Deutschland bis Ende 2025 ausschließt. Die Mitarbeiter am Bayer-Standort in Wedding sind dennoch verunsichert.

Der wirtschaftspolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, Florian Swyter, forderte die rot-rot-grüne Koalition zum Handeln auf. „Der Senat und der Regierende Bürgermeister an der Spitze ist jetzt gefordert, mit Bayer so schnell wie möglich ins Gespräch zu kommen, um mögliche Auswirkungen auf den Berliner Standort dieses Unternehmens einschätzen und handeln zu können“, sagte Swyter. Vor allem müsse es darum gehen, die Vorteile Berlins, wie die einzigartige Vernetzung von Forschung, Entwicklung und Produktion, für Bayer nutzbar zu machen, so der Abgeordnete. Die Ankündigung des Stellenabbaus bei Bayer sei zudem ein Weckruf, dass die positive wirtschaftliche Entwicklung nicht garantiert sei.

Grüne verweisen auf die Monsanto-Übernahme

Der Fraktionschef der Grünen im Bundestag, Anton Hofreiter, kritisierte den geplanten Stellenabbau bei dem Pharmakonzern scharf. „Das Bayer-Management hat sich mit der Übernahme des Gentechnik-Konzerns Monsanto auf unverantwortliche Art und Weise verzockt – das zeigt die Talfahrt des Aktienkurses“, sagte Hofreiter der Berliner Morgenpost. Die Zeche zahlten nun die Arbeitnehmer. Auch Berlins Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) erklärte, Bayer habe nach der Übernahme von Monsanto wohl größere Probleme als gedacht. „Wir stehen bereit, mit der Bayer AG daran zu arbeiten, dass die Kompetenzen in Berlin erhalten bleiben“, hieß es weiter.

In den USA sieht sich Bayer nach der Übernahme von Monsanto mit Klagen wegen des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat konfrontiert. Die Kläger werfen dem US-Unternehmen vor, mit Glyphosat ein krebserregendes Mittel verkauft und nicht ausreichend über die Risiken informiert zu haben. Bayer weist die Vorwürfe zurück.

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