350 zeugen bei Knallhart-Richter: „Endlich mal einer, der den Mund aufmacht“
Zwickau – Sein Buch steht seit sieben Wochen in den Verkaufs-Listen weit oben, er war in TV-Shows, wird um Autogramme gebeten – aber er hat per Maulkorb auch mittlerweile einen seiner zwei Jobs verloren.
Stephan Zantke (57), Amtsrichter und bisheriger Pressesprecher am Amtsgericht Zwickau, erzählt in seinem Buch „Wenn Deutschland so scheiße ist, warum sind Sie dann hier?“ wahre Geschichten aus seinem Richter-Alltag. Die Frage des Buchtitels stellte Zantke in einem Prozess einem libyschen Serienverbrecher, der auf alles schimpfte, was deutsch ist.
Jetzt eine Lesung im „Haus der Sparkasse“ in Zwickau. 350 Zuhörer – und BILD – waren da. Neben seinen Anekdoten und Scherzen („Der Berufswunsch Jurist ist durch meinen Onkel entstanden. Er fuhr so ein großes Auto“) kritisierte der Knallhart-Richter die oft zu lasche Justiz: „Wenn wir Opfer einer Vergewaltigung haben, spaziert der Täter oft schon nach kurzer Zeit wieder draußen herum und die Opfer leiden lebenslang mit einer seelischen Wunde, die sie nicht verkraften können.“
Vor allem die Milde an einigen Landgerichten regt Zantke auf: „Ein Urteil am Amtsgericht kann jederzeit von der nächsthöheren Instanz, dem Landgericht, abgemildert werden. Und das passiert nicht nur gelegentlich. Das passiert täglich. Wenn die Milde in den oberen Instanzen Methode hat und an vielen Gerichten gehandhabt wird, dann kann man den Glauben an die Gerechtigkeit verlieren.“
Die Zuschauer – von 15 bis 75 – klatschten zustimmend, Zantke hat mit seinem Buch einen Nerv getroffen. Eine lasche Justiz, Straftäter, die vor dem Urteil untertauchen oder Verbrecher, die mit Bewährung lachend in die Freiheit spazieren – das regt jeden auf.
Kein Wunder, dass kürzlich auch eine Lesung in der Polizeischule Schneeberg ein Erfolg war.
Am Mittwochabend hatte Zantke vorsorglich 100 Bücher mitgebracht. 92 wurden verkauft.